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Unwissenheit schützt vor Publikation nicht! heute.de und das falsche Verständnis für Cloud Computing

Es ist erschreckend was man immer wieder in der deutschen Medienlandschaft über das Thema Cloud lesen muss. Der Dank dafür geht zunächst an das Social Media Team von Weclapp, deren Tweet ich gelesen habe. Es geht dabei um einen Artikel auf heute.de mit dem Titel „Die „Cloud“ zu Hause„. Sehr besorgniserregend hierbei ist, dass die Leser mit offensichtlichen Falschinformationen versorgt werden. Und das von einem Medium, das einen offiziellen Auftrag vom Staat erhalten hat, die Öffentlichkeit mit qualitativ hochwertigen Inhalten zu informieren.

Gegenstand der Aufregung

Der Artikel „Die „Cloud“ zu Hause“ beginnt einleitend mit dem Zitat „Doch wer seine Daten unter Kontrolle behalten will, kann die Cloud nach Hause verlegen.“ Dann beschreibt der Autor, dass er über massig Speicherplatz in der Cloud verfügt, davon aber gar nichts nutze. Denn: „… meine Cloud steht auf dem Schreibtisch.“ Der Autor hat sich vor „zwei Jahren“ einen Fileserver angeschafft. „Zur selben Zeit“ sei dann auch Cloud Computing zum Trend geworden. Er beschreibt, dass man in der Cloud seine Daten den Anbietern anvertraut. „Doch so praktisch die Cloud-Anwendungen auch sind, so tückisch können sie auf lange Sicht sein.“ Der Autor beschreibt, dass viele Musikdienste in der Cloud bereits eingestellt wurden und nennt als Paradebeispiel den Google Reader. An dieser Stelle gebe ich ihm Recht, Google hat damit wirklich Vertrauen einbüßen müssen. Der Autor kommt hier zum Ergebnis: „Die Abhängigkeit von der Cloud ist hoch.“ Ja, hat er auch recht.

Dann geht’s langsam los:

Dabei hat fast jeder Haushalt die notwendigen Zutaten für den eigenen Server. So sind DSL-Router, die in vielen Haushalten stehen, nichts anderes als abgespeckte Computer und können im Prinzip alles, was die hochspezialisierten Server in den großen Rechenzentren auch können.

Liebe heute Redaktion, fragen Sie mal Amazon, Microsoft, Google, HP, IBM, T-Systems, (wen soll ich noch alles nennen?), ob DSL-Router im Prinzip wirklich alles können wie „… die hochspezialisierten Server in den großen Rechenzentren…“. Ein Tipp, machen Sie es lieber nicht, das Gelächter werden Sie nicht ertragen können!

Dennoch, der Linux Home Server des Autors „… wurde immer mehr zum Cloud-Ersatz.“

Der Artikel widerspricht sich

Der Artikel hat eine Infobox, in der unter anderem die Nachteile des Cloud Computing genannt werden. Ein Punkt sticht besonders hervor: „Wer seine Daten auf einer virtuellen Festplatte in der Datenwolke speichern will, benötigt zudem einen schnellen Internetzugang. Ansonsten kann es Ewigkeiten dauern, bis die Urlaubsvideos verstaut sind.

Liebe heute.de Redaktion, ist Ihnen klar, dass die Breitbandversorgung in Deutschland schleppend voran geht. Nur die wenigsten Haushalte verfügen über einen sehr schnellen Internetanschluss. Außerdem: Eine DSL 16000 Leitung mit 16000 kbit/s Download hat gerade einmal 1024 kbit/s für den Upload zu Verfügung. Damit soll es keine Ewigkeiten dauern, bis die Urlaubsvideos auf dem eigenen Server zu Hause gespeichert sind?

Ein Linux Home Server ist KEINE Cloud

Liebe heute.de Redaktion. Was in Ihrem Artikel mit einer Cloud verglichen wird, stellt den Vergleich eines Apfels mit einer Birne dar. Ein Linux Home Server ist KEINE Cloud.

Das beschreibt eine Cloud:

  • Self-Service
  • Skalierbarkeit
  • Verfügbarkeit
  • Ressourcen-Pools
  • Automatisierung
  • granulare Abrechnung
  • on-Demand Bereitstellung der Ressourcen

Kann das ein Linux Home Server leisten? Nein!

Hier sind Beispiele für Clouds:

Public Cloud:

Private Cloud:

Es gibt KEINE Cloud für zu Hause

Es gibt KEINE Cloud für zu Hause. Wer auch immer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, er hat Sie angelogen und/ oder falsch informiert! Und nein, es gibt nicht unterschiedliche Meinungen darüber was eine Cloud ist! Es gibt Definitionen (siehe Stichworte oben) und daran sollte man sich auch halten.

Von Rene Buest

Rene Buest is Gartner Analyst covering Infrastructure Services & Digital Operations. Prior to that he was Director of Technology Research at Arago, Senior Analyst and Cloud Practice Lead at Crisp Research, Principal Analyst at New Age Disruption and member of the worldwide Gigaom Research Analyst Network. Rene is considered as top cloud computing analyst in Germany and one of the worldwide top analysts in this area. In addition, he is one of the world’s top cloud computing influencers and belongs to the top 100 cloud computing experts on Twitter and Google+. Since the mid-90s he is focused on the strategic use of information technology in businesses and the IT impact on our society as well as disruptive technologies.

Rene Buest is the author of numerous professional technology articles. He regularly writes for well-known IT publications like Computerwoche, CIO Magazin, LANline as well as Silicon.de and is cited in German and international media – including New York Times, Forbes Magazin, Handelsblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wirtschaftswoche, Computerwoche, CIO, Manager Magazin and Harvard Business Manager. Furthermore Rene Buest is speaker and participant of experts rounds. He is founder of CloudUser.de and writes about cloud computing, IT infrastructure, technologies, management and strategies. He holds a diploma in computer engineering from the Hochschule Bremen (Dipl.-Informatiker (FH)) as well as a M.Sc. in IT-Management and Information Systems from the FHDW Paderborn.

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