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Enterprise Cloud Portal: T-Systems konsolidiert sein Cloud-Portfolio

Mit seinem Enterprise Cloud Portal präsentiert die Deutsche Telekom Tochter T-Systems sein erstes Cloud-Service übergreifendes Angebot für Großkunden. Auf dem Portal können sich Unternehmen über die Cloud-Lösungen von T-Systems informieren, diese testen und direkt bestellen. Zu den derzeit angebotenen Services gehören Lösungen für das Mobile Device Management, Dynamic Services for Infrastructure und der Enterprise Marketplace. Ein Blick auf das Portal zeigt, dass auf die Kompatibilität mit Tablets großer Wert gelegt wurde.

An der IT-Abteilung vorbei

T-Systems möchte mit seinem Cloud-Portal auch nicht-technischen Nutzern in Großunternehmen den Zugang zu speziellen Cloud-Lösungen ermöglichen. Der Cloud-Anbieter bezieht sich dabei auf eine Studie von Gartner, die besagt, dass bis zum Jahr 2015 in etwa 35 Prozent der IT-Ausgaben, außerhalb der IT-Abteilungen ausgewählt und verwaltet werden. Genannt seien hier zum Beispiel die Bereiche Marketing, Einkauf und das Rechnungswesen.

Mobile Device Management

Das Mobile Device Management aus der Cloud soll Unternehmen bei der Administration mobiler Endgeräte mit unterschiedlichen Betriebssystemen, z.B. iOS und Android, über eine standardisierte Web-Plattform helfen. Darüber lassen sich etwa Sicherheitseinstellungen vornehmen, Zugriffsrechte auf Funktionen sowie Applikationen regeln oder bei Verlust des Endgeräts die Daten per Fernzugriff löschen. Ein Test des Mobile Device Management ist in den ersten vier Wochen für bis zu drei mobile Endgeräte kostenlos.

Dynamic Services for Infrastructure

Für Infrastructure-as-a-Service (IaaS) stehen zwei Angebote bereit: Zum einen die „Dynamic Services for Infrastructure“ (DSI) aus einer Hosted Private Cloud. Zum anderen die „DSI with vCloud Datacenter Services“ als eine hybride Variante. Das Management der Ressourcen übernimmt der Kunde selbst über ein web-basiertes Portal beziehungsweise über seine eigene VMware Management Software. Übersichtliche Preismodelle sollen die Kosten für die Infrastruktur transparent machen. So kostet z.B. im Paket „Small“ ein Server aus der Hosted Private Cloud ab 9 Cent pro Stunde. Bei der hybriden Lösung liegt der Paketpreis für ein Virtual Datacenter in der kleinsten Ausführung bei genau 999,84 Euro pro Monat.

Enterprise Marketplace

Der Enterprise Marketplace umfasst unter anderem weitere IaaS-Lösungen inkl. Betriebssysteme für Linux und Windows Server, Platform-as-a-Service (PaaS) Lösungen, u.a. Tomcat und Microsoft SQL Server sowie eine stetig steigende Zahl von Software-as-a-Service (SaaS) Angeboten wie Doculife, CA Nimsoft, TAXOR, TIS, WeSustain, Metasonic, ARAS, Tibco Tibbr, Sugar CRM, Microsoft Enterprise Search und Microsoft Lync. Darüber hinaus sollen Unternehmen damit die Möglichkeit erhalten, nicht nur eine Vielfalt an Anwendungen hochsicher in bedarfsgerechten Formaten zu beziehen, sondern auch eigene Anwendungen migrieren und hosten zu lassen. Die volle Verfügbarkeit des Enterprise Marketplace ist für diesen Sommer geplant. Derzeit steht auf dem Cloud Portal bereits eine Vorschau zur Verfügung.

Kommentar

Mit dem Enterprise Cloud Portal fasst T-Systems sein gesamtes Cloud-Portfolio unter einem einzigen Dach zusammen. Ich hatte in einem Artikel für die Computerwoche: „Das Cloud-Portfolio von T-Systems“ im Jahr 2011 analysiert. Zu dem Zeitpunkt bestand das Angebot jedoch noch aus einzelnen unabhängigen Services. Allerdings bin ich bereits damals schon zu dem Ergebnis gekommen, dass T-Systems über ein sehr gut durchdachtes und abgerundetes Cloud-Portfolio verfügt.

Das zeigt sich nun auch im konsolidierten Enterprise Cloud Portal. Von SaaS über PaaS bis IaaS und weiteren Lösungen für mobile Endgeräte ist alles dabei. T-Systems verfügt damit als einer der wenigen Anbieter über einen vollständigen Cloud-Stack und das nun sogar noch gebündelt in einem einzigen Portal.

Insbesondere in dem Enterprise Marketplace steckt viel Potential. Auf der diesjährigen CeBIT konnte ich einen ersten Blick darauf werfen, der sich meiner Einschätzung nach zu diesem Zeitpunkt noch in einem Alpha-Status befand. Einige grundlegende und zwingend notwendige Funktionen für ein IaaS Angebot, genannt seien nur automatische Skalierbarkeit und Hochverfügbarkeit, fehlten noch. Aber das war im März und ich gehe davon aus, dass T-Systems hier schon weitere Fortschritte gemacht hat. Zudem habe ich bereits aus einer sicheren Quelle erfahren, dass T-Systems/ Telekom ihre Cloud-Infrastruktur sukzessive auf OpenStack umstellen wird, was auch dem Enterprise Marketplace einen weiteren Schub hinsichtlich Kompatibilität geben wird.

Was T-Systems als Vorteil für nicht-technische Nutzer in Unternehmen sieht, sollte bei IT-Verantwortlichen Sorgenfalten verursachen. Zwar bin ich auch auf dem Standpunkt, dass sich die IT-Abteilungen zu einem Service-Broker entwickeln werden und sogar müssen. Allerdings halte ich es für recht bedenklich, wenn jede Abteilung einfach loslaufen darf und sich nach belieben IT-Services extern einkauft. Die Schuld liegt natürlich bei den IT-Abteilungen selbst, da diese sich über die Jahre hinweg einen schlechten Ruf aufgebaut haben und als langsam und nicht innovativ gelten. Darüber habe ich hier bereits vor zwei Jahren ausführlich philosophiert (Cloud Computing und die Schatten-IT).

Eine gewisse Kontrollinstanz in der Form eines Service-Broker ist weiterhin notwendig, denn sonst kommt es zu einem unkontrollierten Wildwuchs von externen Services, über die man den Überblick verlieren wird. Das lässt sich selbstverständlich kontrollieren, wenn man die Services über einen einzigen Anbieter bezieht. Und das ist genau das Ziel von T-Systems und seinem umfangreichen Enterprise Cloud Portal. Ein Kunde soll explizit und abteilungsübergreifend die Services aus der T-Systems Cloud beziehen, um damit den Wildwuchs zu vermeiden und den Überblick behalten. Die Frage ist, ob sich das bei den Kunden intern auch so durchsetzen lässt. Denn auch andere Anbieter haben hübsche Services.

Am Ende möchte ich noch auf ein Thema eingehen, was im Endkunden-Umfeld derzeit für Aufregung sorgt, Unternehmenskunden aber einen großen Vorteil bietet. Das End-to-End Angebot von Services. T-Systems ist auf Grund seiner Situation, Tochter von der Deutschen Telekom zu sein, einer der wenigen Cloud-Anbieter, der ein Service-Level von den Services auf Applikations- oder sogar virtueller Maschinen Ebene im Rechenzentrum, inkl. der Datenleitung anbieten kann. Das ermöglicht es den Kunden einen ununterbrochenen Quality-of-Service (QoS) sowie ein umfangreiches Service Level Agreement (SLA) zu erhalten, was viele andere Cloud-Anbieter nicht leisten können.

Von Rene Buest

Rene Buest is Gartner Analyst covering Infrastructure Services & Digital Operations. Prior to that he was Director of Technology Research at Arago, Senior Analyst and Cloud Practice Lead at Crisp Research, Principal Analyst at New Age Disruption and member of the worldwide Gigaom Research Analyst Network. Rene is considered as top cloud computing analyst in Germany and one of the worldwide top analysts in this area. In addition, he is one of the world’s top cloud computing influencers and belongs to the top 100 cloud computing experts on Twitter and Google+. Since the mid-90s he is focused on the strategic use of information technology in businesses and the IT impact on our society as well as disruptive technologies.

Rene Buest is the author of numerous professional technology articles. He regularly writes for well-known IT publications like Computerwoche, CIO Magazin, LANline as well as Silicon.de and is cited in German and international media – including New York Times, Forbes Magazin, Handelsblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wirtschaftswoche, Computerwoche, CIO, Manager Magazin and Harvard Business Manager. Furthermore Rene Buest is speaker and participant of experts rounds. He is founder of CloudUser.de and writes about cloud computing, IT infrastructure, technologies, management and strategies. He holds a diploma in computer engineering from the Hochschule Bremen (Dipl.-Informatiker (FH)) as well as a M.Sc. in IT-Management and Information Systems from the FHDW Paderborn.

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