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Management

Unternehmen benötigen Services aus einer "Exclusive Cloud".

Die Speicherung erfolgsabhängiger Daten ist für Unternehmen auf der ganzen Welt von zentraler Bedeutung. Sicherheit, Transparenz und Erreichbarkeit sind wesentliche Kriterien für den Erfolg einer Innovation, die Befürworter und Verfechter gleichermassen kennt. Dennoch ist die Cloud der Zukunftstrend im IT-Markt. Ich habe dazu mit Patrick Müller, Inhaber eines Cloud-Beratungsunternehmens aus der Schweiz, über die Entwicklung am Markt, Trends und Kritik von Apple-Mitbegründer Steve Wozniak, gesprochen.

René Büst (RB): Die Cloud ist in aller Munde. Mittlerweile gibt es kaum ein Unternehmen, welches nicht über Dienste aus der Cloud diskutiert. Wie genau kann man sie definieren und was sollte man bei der Auswahl einer Cloud-Lösung beachten?

Patrick Müller (PM): Wichtig ist, dass man unterscheidet zwischen Unternehmen und Privatpersonen. Im Cloud-Umfeld sind die Bedürfnisse dieser beiden Gruppen komplett anders. Für Unternehmen ist es oft sehr wichtig mehr über den technischen Hintergrund des Cloud Providers und über den Vertragspartner zu wissen, bevor man einen Schritt in diese Richtung macht. In diesem Zusammenhang sprechen wir mit Unternehmen oft über „exclusive Cloud“. Bei „exclusive Cloud“-Diensten kennt der Anbieter den Kunden – dies garantiert eine transparentere Dienstleistung, die für Unternehmen sehr entscheidend sein können – ich spüre in der Praxis, dass diese Transparenz für Kunden sehr wichtig ist.

RB: Kundendaten in der Cloud zu speichern wird kontrovers diskutiert. Ist es ein Wagnis, solche Informationen in der Cloud zu speichern oder ist es gar wegweisendes Instrument der Kundenentwicklung? Erleben sie in der Praxis viele Vorurteile?

PM: Aus objektiver Sicht existiert es kein erhöhtes Risiko, wenn Kunden in der Cloud gespeichert werden. Es existieren bei Speicherung in der internen Informatik Abteilung ebenfalls Risiken, die teilweise gar noch höher zu gewichten sind. Beobachten sie dazu die aktuelle Diskussion über den Steuer-Daten Klau bei schweizer Banken. Dort wurden die Kundendaten intern gespeichert und gelangen trotzdem äusserst geschäftsschädigend in fremde Hände. Das Thema ist aber oft emotional geladen und Unternehmen tun sich schwer, diese emotionale Hürde, die Kundendaten in „fremde“ Hände zu geben. Aufklärung und gute Praxisbeispiele helfen aber, diese Vorurteile abzubauen.

RB: Welche Vorteile bietet die Cloud für Unternehmen und welche Trends sehen Sie für den Markt in den kommenden Jahren?

PM: Die Cloud, insbesondere die exclusive Cloud bietet für Unternehmen viele Chancen. Oft wird mit dem Schritt, eine Cloud Lösung zu nutzen, auch mit einem Outsourcing gewisser IT Themen verbunden. Wenn das intelligent gemacht wird, resultiert damit meist ein wesentlicher Vorteil für die Unternehmen, die sich wieder vermehrt auf ihre Kernkompetenz fokussieren können. In Zeiten, die immer schnellere Veränderungen von Unternehmen abverlangen, ist das Cloud Modell eine optimale Basis, diese Veränderungen ohne Sprungfixkosten abzubilden. Cloud Dienste werden in den nächsten Jahren stark gewinnen. Aktuell sind die privaten Cloud Dienste wie die iCloud in aller Munde. Bald werden aber auch die Unternehmens-Cloud Dienste noch mehr Akzeptanz geniessen und rasant in den Unternehmen Einzug halten.

RB: Apple-Mitbegründer Steve Wozniak hat unlängst die Cloud kritisiert. Was entgegnen Sie Kritikern und warum kann klassische lokale Datenspeicherung kein Ausweg sein?

PM: Steve Wozniak hat in der Tat die Cloud Dienste pauschal kritisiert und prohezeit, dass die Cloud enorme Probleme in der Zukunft generieren werde. Allerdings kann er diese Prophezeihung nicht konkret untermauern. Steve gibt im gleichen Atemzug zu Protokoll, dass er gerne Dinge besitzt und auch dieses Gefühl hat. Ich kann Steve nur empfehlen, dass er seine Emotionen beiseite stellen und auf die objektiven Vor- und Nachteile fokussieren soll. Vielleicht gehen seine seine düsteren Prognosen in der Cloud auf und verschwinden…

Über Patrick Müller

Patrick Müller ist Mitbegründer und Inhaber der iTrust AG, einem Beratungsunternehmen und Systemintegrator mit Spezialgebiet CRM, Virtualisierung und Cloud. Zahlreiche KMU und Grossunternehmen zählen zu den Kunden der iTrust. Nebenbei schreibt er über Cloud-Themen in seinem Blog www.ueber-den-wolken.ch

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Kommentar

"The Woz" hat Angst vor der Cloud – Na und…?

„iWoz“ (Steve Wozniak) aka „The Woz“, Mitbegründer von Apple, hat gesprochen und das Netz hält den Atem an. Das Woz sich gerne zu Themen äußert ist bekannt, aber hier hätte erst einmal überlegen sollen. Versteht mich nicht falsch, ich schätze ihn sehr, hab sein Buch gelesen und verfolge sonst alles was er macht. Aber diese allgemeinen Äußerungen helfen niemanden weiter und sind reine Meinungsmache. Das Problem: Die Medien springen auf seinen Zug mit auf. So gut wie jede englischsprachige und ein paar deutschsprachige Publikationen haben darüber geschrieben.

Ein Interview nach einer Theateraufführung

Nach seinem Besuch einer Theateraufführung zu „The Agony and the Ecstasy of Steve Jobs“ durften die Zuschauer Woz auf der Bühne ein paar Fragen stellen. Dabei kam es u.a. zu den folgenden Aussagen:

„I really worry about everything going to the cloud,“

„I think it’s going to be horrendous.“

„With the cloud, you don’t own anything. You already signed it away.“

„I want to feel that I own things,“ „A lot of people feel, ‚Oh, everything is really on my computer,‘ but I say the more we transfer everything onto the web, onto the cloud, the less we’re going to have control over it.“

Nicht alles auf die Goldwaage legen

Es ist nicht das erste Mal in der jüngsten Vergangenheit, dass Woz unüberlegte Äußerungen macht. Wie Golem schreibt, habe er im November 2010 angekündigt, dass Apple Nuance gekauft habe, wobei das nicht korrekt sei. Er hat sich damit entschuldigt, dass er es wohl falsch verstanden habe. Und auch Kim Schmitz, der nachweislich nicht gerade saubere Geschäfte betreibt, nimmt er mit seltsamen Aussagen in Schutz.

Aus diesem Grund sollte man seine sehr allgemeinen Aussagen ohne Inhalt nicht überbewerten.

Ich stimme ihm zu, das viele (noch) weiterhin das Gefühl brauchen, dass sich die Daten in ihrem Besitz befinden. Daher bin ich auch der Meinung, dass Gartner mit seiner Prognose, dass die Personal Cloud bis 2014 den Computer verdrängt, falsch liegt.

Aber betrachten wir die aktuelle Entwicklung des Mobile Computing, muss man sich die Frage stellen, warum das iPhone oder Android so erfolgreich sind? Es sind die Apps und die mobilen Datenverbindungen. Ohne Apps und mobilem Internet wären Smartphones nicht da wo sie heute sind. Denn sie würden uns keinen nennenswerten Mehrwert bieten. Es ist der Zugriff auf unsere Daten von jedem Ort, die mobile Unabhängigkeit, die Smartphones so beliebt machen.

Und wo befindet sich der Großteil aller Daten, die von den Apps benötigt werden? In der Cloud bzw. auf Servern von den Anbietern dieser Apps. Es ist daher sehr vage zu sagen, dass man Bedenken vor der Cloud hat und seine Daten dort nicht speichern würde, da diese dort nicht mehr im eigenen Dunstkreis sind. Ich habe dazu mal einen Artikel geschrieben, der das genauer betrachtet: „Die Heuchelei der Cloud Kritiker„.

Das Mobile Computing und Cloud Computing ernähren sich Gegenseitig und werden durch die Consumerization of IT zudem vorangetrieben.

Vorsicht vor Social Networks? Ja.

Werden die Daten auf der Infrastruktur eines echten Cloud Anbieters wie Amazon Web Services, Rackspace, internet4YOU usw. gespeichert, dann gehören die Daten weiterhin einem selbst.

Facebook und andere Social Networks klammer ich hier mal aus, da deren Geschäftsmodell darauf basiert Nutzerdaten zu monetarisieren. Wird für den Service nichts bezahlt, dann ist man das Produkt. So ist es nun einmal. Ich verstehe Woz Aussagen auch eher so, dass sich diese auf Services wie Social Networks beziehen und nicht auf professionelle Angebote für Unternehmen.

Wichtig ist natürlich, das man immer die Nutzungsbedinungen lesen sollte(…), bevor kritische Daten z.B. auf einem Cloud Storage abgelegt werden. Aber was ist kritisch? Das muss jeder für sich selbst bewerten.


Bildquelle: http://www.heraldsun.com.au