Kategorien
Analysen

Die Top 10 Artikel auf CloudUser im Jahr 2013

Das Jahr 2013 neigt sich dem Ende und es Zeit für eine kleine Zusammenfassung der am meisten gelesenen Artikel auf CloudUser. Hier die Top 10 aller deutschsprachigen Artikel in 2013 (01.01.2013 – 30.12.2013).

1. Die eigene Cloud bauen mit… – CloudWashing par excellence!

Ein Kommentar mit dem Hinweis darauf, dass es beim Aufbau einer Private Cloud Infrastruktur um bedeutend mehr geht als nur ein Stück Software zu installieren.

2. Professionelle Open-Source Lösungen für die eigene Cloud

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Open-Source Cloud Infrastruktur Lösungen. (Hinweis: Im kommenden Jahr wird verstärkt OpenStack im Vordergrund stehen.)

3. Dropbox, Microsoft SkyDrive oder Google Drive: Die weiteren Services eines Cloud Storage sind entscheidend

Ein Kommentar zu den Vor- und Nachteilen von Dropbox im Vergleich zu Lösungen wie Google Drive und Microsoft SkyDrive.

4. Sicherheitsvergleich: TeamDrive vs. ownCloud

Eine umfangreiche Analyse zu den Sicherheitsarchitekturen hinter TeamDrive und ownCloud.

5. Erbärmlich: Protonet und sein Cloud Marketing

Ein Kommentar zur Cloud Vermarktungsstrategie der Social NAS Lösung Protonet.

6. Der Cloud Computing Markt in Deutschland 2013

Eine Bestandsaufnahme und Analyse des deutschen Cloud Computing Markts in 2013.

7. Aufbau einer Hosted Private Cloud mit der Open-Source Cloud Computing Infrastrukturlösung openQRM

Ein HowTo und Hintergründe zum Aufbau einer eigenen Cloud mit der Open-Source Cloud Infrastruktur Software openQRM.

8. BoxCryptor: Datenverschlüsselung für Dropbox, Google Drive & Co.

Informationen zur Verschlüsselungssoftware BoxCryptor.

9. Eucalyptus – Eine Open Source Infrastruktur für die eigene Cloud

Eine Analyse und Hintergrundinformationen zur Open-Source Cloud Infrastruktur Software Eucalyptus, mit der sich die grundlegenden Cloud-Funktionen der Amazon Cloud aufbauen lassen.

10. Open-Xchange: Die gehostete Alternative zu Google Apps und Microsoft Office 365

Eine Analyse und weitere Hintergrundinformationen zur Open-Source E-Mail und Collaboration-Software Open-Xchange.

Fazit

Bei den Lesern aus dem deutschsprachigen Raum standen vor allem die Themen zum Aufbau einer eigenen Cloud (Private Cloud) und die Sicherheit im Vordergrund. Insbesondere das Interesse an einer eigenen Cloud spiegelt in etwa die Zahlen von Crisp Research wieder, die von Investitionen in Private Cloud Infrastrukturen in Deutschland für 2013 auf 2,3 Milliarden Euro ausgehen.

Kategorien
Analysen

Warum ich (noch) nicht an den Deutsche Börse Cloud Exchange (DBCE) glaube

Nach einem globalen „Paukenschlag“ ist es medial wieder sehr ruhig um den „Deutsche Börse Cloud Exchange“ (DBCE) geworden. Dennoch werde ich immer wieder auf den Cloud-Marktplatz angesprochen – der die Ambitionen hat, den Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Markt zu revolutionieren – und werde dabei um eine Einschätzung zu dessen Marktpotential und Zukunft gefragt. Nun, zusammenfassend komme ich ständig zur selben Aussage, dass ich, gemessen an der heutigen Situation, noch nicht an den DBCE glaube und ihm wenig Marktpotential einräume. Warum das so ist? Weiterlesen.

Zwei Geschäftsmodelle

Zunächst sehe ich im DBCE zwei Geschäftsmodelle. Das eine wird in 2014 zur Realität. Der Marktplatz für das Angebot und die Nachfrage von virtuellen Infrastruktur-Ressourcen (Rechenleistung und Speicherplatz), die von Anwendern für den realen Einsatz (Applikationsbetrieb, Daten speichern) genutzt werden sollen.

Bei dem zweiten Geschäftsmodell handelt es sich noch um Zukunftsmusik. Der Handel von virtuellen Ressourcen wie man es von den Futures kennt. Denn sind wir ehrlich. Was ist es, was eine Börse wirklich kann? Ihre eigentliche Aufgabe? Ihr Kerngeschäft? Den Transfer von kritischen Infrastrukturressourcen und Workloads organisieren und überwachen? Nein. Die Börse kann den Preis von virtuellen Gütern bestimmen und damit handeln lassen. Der IaaS-Marktplatz ist nur der Vorbote, um den Markt an dieses Handelsgeschäft heranzuführen und das dafür notwendige Angebot und die Nachfrage zusammenzubringen.

Anbieter und Anwender

Für einen Marktplatz werden grundsätzlich zwei Parteien benötigt. Die Anbieter und die Nachfrager, in diesem Fall die Anwender. Um die Anbieter wird sich der DBCE wenig Gedanken machen müssen. Ist der finanzielle, organisatorische und technische Aufwand relativ gering, wird die Angebotsseite relativ schnell Ressourcen zu bieten haben. Die Problematik besteht auf der Seite der Nachfrager.

Ich habe mich hierzu mit Reuven Cohen unterhalten, der mit SpotCloud im Jahr 2010 den ersten weltweiten IaaS-Marktplatz veröffentlicht hat. In der Spitze hatte SpotCloud 3.200 Anbieter(!) und 100.000 Server weltweit verwaltet. Die Nachfrageseite viel eher bescheiden aus.

Auch wenn Reuven im Jahr 2010 damit viel zu früh dran war, mache ich noch heute dafür fünf Themen verantwortlich, die den DBCE hemmen werden: Das Vertrauen, die Psychologie, die Use Cases, die Technik (APIs) und das Management.

Vertrauen und Psychologie

Die Idee hinter dem DBCE klingt theoretisch klasse. Aber warum ist der DBCE nun tatsächlich vertrauenswürdiger als andere IaaS-Marktplätze? Genießt eine Börse weiterhin dass Vertrauen für das sie als Institution steht bzw. stehen sollte? Hinzu kommt, dass IT-Entscheider ganz anders ticken. Der Großteil der Unternehmen ist weiterhin mit der Public Cloud überfordert und hat Angst die IT und Daten aus der Hand zu geben. Es gibt einen guten Grund, warum die Zahlen von Crisp Research zeigen, dass in Deutschland im Jahr 2013 nur etwa 210 Millionen Euro für Public Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ausgegeben wurde. Hingegen lagen die Investitionen für Private Cloud Infrastrukturen bei 2,3 Milliarden Euro.

Das unterstreicht ebenfalls eine Forrester Studie, die besagt:

“From […] over 2,300 IT hardware buyers, […] about 55% plan to build an internal private cloud within the next 12 months.”

Daran wird auch ein unabhängiger Marktplatz nichts ändern. Im Gegenteil, selbst wenn der DBCE für mehr transparenz sorgen soll, schafft er eine weitere Komplexitätsebene zwischen den Anwendern und den Anbietern, die von den Anwendern erst einmal verstanden und adaptiert werden muss. Das spiegelt sich auch in den Use Cases bzw. Workloads wieder, die darauf laufen sollen.

Use Cases

Warum sollte man den DBCE nutzen? Das ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Warum sollte man über einen Marktplatz Ressourcen einkaufen, wenn ich sie auch von einem Anbieter direkt beziehen kann, der bereits über eine globale Reichweite, viele Kunden und eine bewährte Infrastruktur verfügt? Der Preis und die Vergleichbarkeit können ein entscheidendes Merkmal sein. Wenn die virtuelle Maschine (VM) bei Anbieter A heute ein wenig günstiger ist als bei Anbieter B, dann wird die VM bei Anbieter A genutzt. Wirklich? Nein, das würde die Anwendungsarchitektur dermaßen verkomplizieren, dass die Entwicklung für dieses Szenario in keinem Verhältnis zu dessen Nutzen steht. Cloud Computing ist eh schon viel zu kompliziert, dass ein kluger Cloud Architekt davon Abstand nehmen würde. Man sollte in diesem Zusammenhang auch nicht die technischen Hürden vergessen, die Cloud-Anwender bereits heute mit sehr weit entwickelten Cloud Infrastrukturen haben.

Ein Szenario was sich mit dem DBCE gut abbilden lassen würde ist ein Multi-Cloud Konzept um technische Risiken (z.B. Ausfall eines Anbieters) zu streuen.

Wofür wir zur nächsten und der wohl größten Hürde kommen – den APIs.

API und Management

Die Diskussionen um „den“ bevorzugten API-Standard in der Cloud hören nicht auf. Zum de-facto Standard für Rechenleistung und Speicherplatz haben sich Amazon EC2 (Compute) und Amazon S3 (Storage) entwickelt, die von so gut wie allen anderen Anbietern und Projekten unterstützt werden.

Der DBCE will sich quasi als Middleware zwischen die Anbieter und die Anwender setzen und für beide Seiten eine einheitliche eigene(!) Schnittstelle bieten. Hierzu setzt der DBCE auf die Technologie von Zimory, die zwar über offene Schnittstellen verfügt, welche aber proprietär sind. Anstatt sich auf einen bekannten Standard zu konzentrieren oder einen aus der Open-Source Gemeinde (OpenStack) zu adaptieren, versucht der DBCE einen eigenen Weg zu finden.

Frage: Mit dem Hintergrund, dass wir Deutschen, was das Thema Cloud angeht, uns bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Warum sollte sich der Markt auf einen neuen Standard einlassen der aus Deutschland kommt und dazu auch noch proprietär ist?

Ein weiteres Problem besteht in den Managementlösungen für Cloud Infrastrukturen. Entweder haben sich potentielle Anwender bereits für eine Lösung entschieden und stehen damit vor der Herausforderung die neuen APIs in irgendeiner Form zu integrieren oder Sie befinden sich weiterhin im Entscheidungsprozess. Hier besteht die Problematik darin, dass bisher keine gängige Cloud-Managementlösung die DBCE APIs unterstützt.

Systemintegratoren und Cloud-Broker

Es gibt zwei Zielgruppen in denen Potential steckt und die gleichzeitig die Tür zu den Anwendern öffnen können. Die Systemintegratoren (Channelpartner) und Cloud-Broker.

Ein Cloud Service Broker ist ein Drittanbieter, der im Auftrag seiner Kunden Cloud Services mit Mehrwerten anreichert und dafür sorgt, dass der Service die spezifischen Erwartungen eines Unternehmens erfüllt. Darüber hinaus hilft er bei der Integration und Aggregation der Services, um ihre Sicherheit zu erhöhen oder den originalen Service mit bestimmten Eigenschaften zu erweitern.

Ein Systemintegrator entwickelt (und betreibt) im Auftrag seiner Kunden ein System oder eine Applikation auf einer Cloud-Infrastruktur.

Da beide im Auftrag der Anwender agieren und die Infrastrukturen, Systeme und Applikationen betreiben, können sie die proprietären APIs adaptieren und stellen damit sicher, dass sich der Anwender damit nicht auseinandersetzen muss. Darüber hinaus können sowohl Systemintegratoren als auch Cloud-Broker den DBCE nutzen, um für sich kostengünstig Cloud-Ressourcen einzukaufen und ein Multi-Cloud Modell nutzen. Hierbei spielt die Komplexität der Systemarchitektur wieder ein Rolle, von welcher der End-Anwender aber nichts mitbekommen darf.

Eine Frage der Zeit

Ich habe in diesem Artikel mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Ich möchte den DBCE auch nicht zu negativ bewerten, denn die Idee ist gut. Aber die oben genannten Punkte sind essentiell wichtig, um überhaupt ein Fuß in die Tür der Anwender zu bekommen. Dabei wird es sich um einen Lernprozess für beide Seite handeln, den ich auf etwa fünf Jahre schätze, bis dieses Modell bei den Anwendern zu einer signifikanten Adaptionsrate führt.

Kategorien
Analysen

Diversifizierung? Microsofts Cloud OS Partner Netzwerk mutiert zu einer "OpenStack Community"

Im ersten Moment ließt sich die Ankündigung zum neuen Microsoft Cloud OS Partner Network in der Tat interessant. Wer nicht direkt die Microsoft Public Cloud nutzen möchte, kann ab sofort einen von zahlreichen Partnern wählen und dort indirekt auf dieselben Microsoft Technologien zurückgreifen. Ebenfalls lässt sich eine Hybrid Cloud zwischen der Microsoft Cloud und den Partner Clouds oder dem eigenen Rechenzentrum aufspannen. Für Microsoft und dessen technologischer Verbreitung innerhalb der Cloud ist es tatsächlich ein kluger Schachzug. Für das sogenannte „Cloud OS Partner Network“ kann die Aktion aber schön nach hinten losgehen.

Das Microsoft Cloud OS Partner Network

Das Cloud OS Netzwerk besteht aus mehr als 25 Cloud Service Provider weltweit, die sich nach Microsoft Angaben, auf hybride Cloud-Szenarien speziell mit der Microsoft Cloud Plattform konzentrieren. Hierzu setzen diese auf eine Kombination des Windows Server mit Hyper-V, System Center und dem Windows Azure Pack. Microsoft möchte damit seine Vision unterstreichen, sein Cloud OS als Basis für Kunden-Rechenzentren, Service-Provider Clouds und der Microsoft Public Cloud zu etablieren.

Hierzu bedient das Cloud OS Partner Netzwerk mehr als 90 verschiedene Märkte mit einer Kundenbasis von insgesamt drei Millionen Unternehmen weltweit. Insgesamt 2,4 Millionen Server und mehr als 425 Rechenzentren bilden die technologische Basis.

Zu dem Partner Netzwerk gehören unter anderem T-Systems, Fujitsu, Dimension Data, CSC und Capgemini.

Vorteile für Microsoft und die Kunden: Lokalität und Verbreitung

Für Microsoft ist das Cloud OS Partner Netzwerk ein kluger Schachzug, um gemessen an der Verbreitung von Microsoft Cloud Technologien, weltweit mehr Marktanteile zu bekommen. Hinzu kommt, dass es sehr gut in Microsofts bewährte Strategie passt, die Kunden überwiegend nicht direkt, sondern über ein Netzwerk von Partnern zu versorgen.

Auch den Kunden kommt das Partner Netzwerk prinzipiell entgegen. Unternehmen, die bisher aus Gründen der Datenlokalität, oder lokaler Richtlinien wie dem Datenschutz, die Microsoft Public Cloud (Windows Azure) gemieden haben, können sich nun einen Anbieter in ihrem eigenen Land suchen, ohne auf die gewünschte Technologie zu verzichten. Für Microsoft eröffnet sich damit ein weiterer Vorteil, nicht zwingend ein Rechenzentrum in jedem Land zu bauen und sich lediglich auf die Bisherigen oder strategisch Wichtigeren zu konzentrieren.

Microsoft kann sich damit ein wenig zurücklehnen und den unbequemen Vertrieb erneut das Partnernetzwerk übernehmen lassen. Einnahmen werden wie vor dem Cloud Zeitalter mit dem Lizenzverkauf an den Partnern generiert.

Nachteile für die Partner: Diversifizierung

Man kann an dem Partner Netzwerk vieles schönreden. Fakt ist, dass Microsoft mit dem Cloud OS Netzwerk eine vergleichbare Konkurrenzsituation schafft, wies sie sich in der OpenStack Community gebildet hat. Speziell in der Public Cloud existieren dort mit Rackspace und HP nur zwei „Top Anbieter“, die im weltweiten Cloud Zirkus jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielen. Insbesondere HP hat derzeit zu viel mit sich selbst zu kämpfen und konzentriert sich dadurch viel zu wenig auf Innovationen. Das Hauptproblem beider und all den anderen OpenStack Anbietern besteht jedoch darin, dass sie sich nicht voneinander unterscheiden. Stattdessen stehen die meisten Anbieter in direkter Konkurrenz zueinander und heben sich derzeit nicht nennenswert voneinander ab. Das ist dem Umstand geschuldet, dass alle auf exakt dieselbe technologische Basis setzen. Eine Analyse zur Situation der OpenStack Community befindet sich unter „Gefangen im goldenen Käfig. OpenStack Provider sitzen in der Falle.

Die Situation für das Cloud OS Partner Netzwerk ist sogar noch ein wenig unbequemer. Anders als bei OpenStack ist Microsoft alleiniger Technologielieferant und bestimmt wo es lang geht. Das Partner Netzwerk muss schlucken was es vorgesetzt bekommt oder kann sich nur durch die Adaption weiterer fremder Technologiestacks behelfen, was zu einem Mehraufwand führt und für weitere Kosten hinsichtlich der Entwicklung und den Betrieb sorgt.

Abgesehen von den lokalen Märkten, stehen alle Cloud OS Service Provider in einem direkten Wettbewerb zueinander und haben ausschließlich auf Basis der Microsoft Technologien keine Möglichkeit sich anderweitig zu differenzieren. Ein Guter Support und Professional Services sind zwar enorm wichtig und ein Vorteil, aber kein USP in der Cloud.

Falls das Cloud OS Partner Netzwerk floppt wird Microsoft mit einem blauen Auge davon kommen. Den großen Schaden werden die Partner davontragen.

Technologie als Wettbewerbsvorteil

Betrachtet man die wirklich erfolgreichen Cloud Anbieter am Markt, wird deutlich, dass es sich dabei um diejenigen handelt, die ihre Cloud auf einem eigenen Technologiestack aufgebaut haben und sich damit technologisch von den restlichen Anbietern am Markt differenzieren. Dabei handelt es sich um Amazon, Google oder Microsoft und eben nicht Rackspace oder HP die beide auf OpenStack setzen.

Das sollten sich Cloud OS Partner wie Dimension Data, CSC oder Capgemini vor Augen halten. Insbesondere CSC und Dimension Data haben selbst große Ansprüche in der Cloud ein Wort mitreden zu wollen.

Kategorien
Analysen

Hosted Private Platform-as-a-Service: Chancen und Möglichkeiten für ISVs und Unternehmen

Auch wenn Platform-as-a-Service (PaaS) immer wieder eine rosige Zukunft vorhergesagt wurde, so richtig kommt das Servicemodell nicht in Fahrt. In Gesprächen erfährt man dann, dass PaaS zwar gerne für die Entwicklung von Prototypen genutzt wird. Wenn es um den Produktivbetrieb geht, wird aber auf ein Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Angebot gewechselt. Der Hauptgrund ist das Kontroll-Level. Dabei handelt es sich ebenfalls um das Hauptentscheidungskriterium für bzw. gegen einen PaaS. IaaS bietet einfach mehr Möglichkeiten, Einfluss auf die virtuelle Infrastruktur, Software und Services zu nehmen. Bei einem PaaS hingegen wird gegen eine standardisierte API programmiert, die nicht viele Freiheiten ermöglicht. Dabei bietet ein PaaS vor allem für ISVs (Independent Software Vendor) und Unternehmen einige Möglichkeiten, um ihre Entwickler bequem mit Ressourcen zu versorgen. Wer kein Vertrauen in einen Public PaaS hat, der kann mittlerweile auch auf gehostete sogenannte Hosted Private PaaS zurückgreifen.

Platform-as-a-Service

Platform-as-a-Service (PaaS) ist die mittlere Schicht des Cloud Computing Service-Models und geht einen Schritt weiter als Infrastructure-as-a-Service (IaaS). Ein PaaS ist dafür zuständig eine transparente Entwicklungsumgebung bereitzustellen. Dabei stellt der Anbieter eine Plattform zur Verfügung auf der (Web)-Anwendungen entwickelt, getestet und gehostet werden können. Die Anwendungen werden anschließend auf der Infrastruktur des Anbieters ausgeführt und nutzen dessen Ressourcen. Der vollständige Lebenszyklus einer Anwendung kann darüber verwaltet werden. Über APIs werden die Dienste auf der Plattform des jeweiligen Anbieters angesprochen. Der Vorteil besteht darin, dass vor allem kleine Unternehmen ihre Entwicklungsinfrastruktur auf ein Minimum beschränken können. Sie benötigen lediglich einen Computer, einen Web-Browser, evtl. eine lokale IDE, eine Datenverbindung und ihr Wissen, um Anwendungen zu entwickeln. Der Rest obliegt dem Anbieter, der für die Infrastruktur (Betriebssystem, Webserver, Laufzeitumgebungen etc.) verantwortlich ist.

Platform as a Service
Quelle: Cloud Computing mit der Microsoft Plattform, Microsoft Press PreView 1-2009

Hosted Private Platform-as-a-Service

Hosted Private Platform-as-a-Services (Hosted PaaS) überführen die Idee des Public PaaS in eine dedizierte und von einem Anbieter verwaltete Variante. Sie ist insbesondere für Unternehmen attraktiv, die einen Public Ansatz (Shared Infrastructure, Multi-Tenancy) meiden wollen, aber nicht die Ressourcen und das Wissen besitzen, um ihren Entwicklern einen echten PaaS in der eigenen IT-Infrastruktur bereitzustellen. In diesem Fall können sie auf Anbieter zurückgreifen, die ihnen einen exklusiven PaaS in einer für sie reservierten Umgebung zur Verfügung stellen. Der Vorteil besteht darin, dass der Kunde den Hosted Private PaaS genau so nutzen kann wie einen Public PaaS, aber das auf einer nicht geteilten Infrastruktur, die sich beim Anbieter im Rechenzentrum befindet.

Ein weiterer Vorteil eines Hosted PaaS besteht in den Professional Services, die der Anbieter direkt mitliefert, und die dem Kunden dabei helfen, seine Applikationen entweder auf den PaaS zu überführen oder dort neu zu entwickeln. Das Konzept ist exakt vergleichbar mit den Managed Clouds bzw. Business Clouds im IaaS Umfeld. Das ist sowohl für Unternehmen, aber auch für ISVs interessant, die bisher wenig bis keine Erfahrung bei der Entwicklung von Cloud Applikationen haben und Public Angeboten wie Amazon Elastic Beanstalk, Microsoft Windows Azure, Heroku oder Force.com nicht vertrauen.

Ein mögliches Zeichen dafür, dass Public PaaS in Deutschland nicht so richtig in Fahrt kommt ist, das der erste deutsche PaaS Anbieter cloudControl mit der Application Lifecycle Engine seinen Public PaaS in einen Private PaaS gekapselt hat, mit dem Unternehmen und Webhoster (White-Label) einen eigenen PaaS in einer selbstverwalteten Infrastruktur betreiben können. Zusätzlich lässt sich eine Brücke zu einem Hybrid PaaS aufspannen.

Der Managed IaaS Anbieter Pironet NDH ist der erste deutsche Anbieter, der auf den Hosted Private PaaS Zug aufgesprungen ist. Das Unternehmen aus Köln will damit ISVs und SaaS Anbieter eine Plattform inklusive Professional Services bieten, um deren Web-Applikationen aus einem deutschen Rechenzentrum heraus bereitzustellen. Neben .NET, PHP, Java, Perl, Python, Ruby, node.js oder Go bietet Pironet NDH ebenfalls die vollständige Windows Azure PaaS Unterstützung, wie sie von der Microsoft Windows Azure Public Cloud bekannt ist. Damit lassen sich auf für Azure entwickelte Applikationen ebenfalls innerhalb des deutschen Pironet NDH Rechenzentrums betreiben. Beide PaaS Angebote sind separat aufgebaut. Bei dem Polyglot PaaS (multi-language) kommt eine RedHat OpenShift Implementierung zum Einsatz. Der Azure PaaS basiert auf dem Microsoft Windows Azure Pack. Auch wenn sich Pironet NDH vorwiegend auf 1:1 Geschäftsbeziehungen konzentriert, werden im Q1/Q2 2014 ebenfalls Public PaaS Varianten folgen, die allerdings nur sekundär vermarket werden sollen.

Insbesondere bei traditionellen ISVs rennt Pironet NDH mit seinem Angebot offene Türen ein. Deren Kunden werden in Zukunft verstärkt nach Web-Applikationen fragen, was für den einen oder anderen ISV große Herausforderungen birgt. Diese werden unter anderem von den Professional Services profitieren, um bestehende und neue Applikationen schneller auf den Markt zu bringen.

Public Cloud Anbieter werden reagieren müssen

Der „Hosted Private“ Trend kommt aus dem IaaS Bereich, in dem derzeit auch verstärkt Hosted Private Clouds in Form von Managed bzw. Business Clouds nachgefragt werden. Das aus gutem Grund. Insbesondere das Thema Datenschutz treibt ISVs und Unternehmen in die Arme von Anbietern dedizierter Lösungen. Zudem sind Kunden bereit, für eine höhere Sicherheit, Datenhoheit und Consulting mehr Kapital in Cloud-Angebote zu investieren.

Public Cloud Anbieter werden darauf reagieren müssen, um sich den Bedürfnissen der Kunden zu stellen. Mit Salesforce hat der erste große Public Cloud Player die Hosen heruntergelassen. Zunächst ein O-Ton von Joachim Schreiner, Salesforce Deutschland Geschäftsführer: „Private Clouds sind keine Clouds. Das ist nichts anderes als ein Application-Server-Provider-Vertrag, der auch schon im Jahr 2000 hätte abgeschlossen werden können, wenn die nötige Bandbreite verfügbar gewesen wäre.“ Das sieht Salesforce CEO Marc Benioff scheinbar ein wenig anders. Schließlich rollt der Rubel nur dann, wenn die Kunden zufrieden sind. Dafür hat Salesforce auf der Dreamforce 2013 seinen „Salesforce Superpod“ vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Dedicated Cloud auf Basis von HPs Converged Infrastructure. Also im Grunde genommen nichts anderes als eine Hosted Private Cloud.

Kategorien
Analysen

Cloud Computing Mythos: Es ist weniger Know-How erforderlich

Ich bin in einem Artikel, der die Vorteile des Cloud Computing hervorhebt, auf eine interessante Aussage gestossen. In einer Bildunterschrift heißt es „Es muss kein zusätzliches Know-how im Unternehmen aufgebaut werden.“ Das ist völlig falsch. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Es wird immer noch viel mehr Wissen benötigt, als von den Anbietern versprochen wird.

Das notwendige Wissen fehlt

Die Art und Menge des benötigten Wissens hängt von der Art des Service ab, der aus der Cloud genutzt wird. Für eine vermeintlich hochstandardisierte Software-as-a-Service (SaaS) Applikation wie E-Mail wird hinsichtlich des Service und seiner Eigenschaft deutlich weniger Wissen benötigt, als ein Service, der einen bestimmten Prozess abbildet.

Für die Nutzung von Infrastructure-as-a-Service (IaaS) oder Platform-as-a-Service (PaaS) verhält es sich jedoch ganz anders. Zwar übernimmt der Anbieter in diesem Fall den Aufbau, Betrieb und die Wartung der physikalischen Infrastruktur. Die Verantwortung für die virtuelle Infrastruktur (IaaS) obliegt jedoch dem Kunden. Der Anbieter selbst – über kostenpflichtigen Support – oder zertifizierte Systemintegratoren helfen hier beim Aufbau und Betrieb. Genau so verhält es sich bei dem Betrieb einer eigenen Applikation auf einer Cloud-Infrastruktur. Der Cloud Anbieter selbst ist dafür nicht verantwortlich, sondern stellt lediglich die Infrastruktur sowie Mittel und Wege in Form von APIs, Weboberflächen und ggf. weiteren Mehrwertservices zur Verfügung, um den Kunden die Entwicklung zu erleichtern. In diesem Zusammenhang muss auch verstanden werden, dass je nach Cloud-Skalierung – Scale-out vs. Scale-up – die Applikation vollständig anders für die Cloud entwickelt werden muss – nämlich über mehrere Systeme hinweg automatisch skalierbar verteilt (Scale-out) – als es in einer nicht Cloud-Umgebung der Fall ist. Dieses architekturelle Wissen fehlt in den meisten Unternehmen an allen Ecken und Enden, was auch dem Fakt geschuldet ist, dass Hochschulen und Universitäten diese Art des programmatischen Denkens bisher nicht vermittelt haben.

Cloud Computing ist derzeit noch komplexer als es auf dem ersten Blick erscheint. Das Paradebeispiel hierfür ist Netflix. Der US-amerikanische Video-on-Demand Anbieter betreibt seine Plattform innerhalb einer Public Cloud Infrastruktur (Amazon AWS) und hat neben einem umfangreichen Produktivsystem, welches den skalierbaren und performanten Betrieb sicherstellt, ebenfalls eine umfangreiche Test-Suite – die Netflix Symian Army – entwickelt, die nur dafür zuständig ist, den einwandfreien Betrieb des Produktivsystems sicherzustellen – u.a. werden laufend willkürlich virtuelle Maschinen bewusst abgeschossen und das Produktivsystem muss dennoch weiterhin einwandfrei funktionieren.

Bedarf an Managed Cloud steigt

Die Komplexität lässt sich durch das Deploymentmodell zwar weniger verringern, die Verantwortung und das notwendige Know-How jedoch verschieben. Innerhalb einer Public Cloud regiert der Self-Service. Das bedeutet, dass der Kunde zunächst zu 100 Prozent auf sich selbst gestellt ist und die alleinige Verantwortung für die Entwicklung und den Betrieb seiner Applikation trägt.

Dieses haben viele Unternehmen erkannt und gestehen sich ein, dass sie entweder nicht über das notwendige Wissen, Personal und weitere Ressourcen verfügen, um erfolgreich eine Public Cloud (IaaS) zu nutzen. Stattdessen bevorzugen bzw. erwarten sie Hilfe von den Cloud Anbietern. In diesen Fällen handelt es sich allerdings nicht um Public Cloud Anbieter, sondern um Managed Cloud/ Business Cloud Anbieter, die neben Infrastruktur ebenfalls mit Professional Services helfen.

Mehr zum Thema Managed Cloud kann unter „Die Bedeutung der Managed Cloud für Unternehmen“ nachgelesen werden.

Kategorien
Analysen

Dropbox Alternativen für die Unternehmens-IT

Die Popularität einfach bedienbarer Cloud-Storage-Dienste wie Dropbox bereitet IT-Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Dabei bietet der Markt inzwischen auch Enterprise-taugliche Lösungen. Dieser Artikel stellt Cloud-Services für den professionellen Einsatz vor.

Dieser Artikel ist exklusiv im IDG-Netzwerk erschienen und kann unter „Cloud Storage treibt die Schatten-IT: Dropbox Alternativen für Unternehmen“ gelesen werden.

Kategorien
Analysen

Meine Cloud Computing Vorhersagen für 2014

Das Jahr 2013 neigt sich dem Ende und es ist wieder einmal an der Zeit in die Glaskugel für das kommende Jahr zu schauen. Hierzu habe ich mir zehn Themen herausgegriffen von denen ich glaube, dass Sie im Cloud Bereich relevant sein werden.

1. Die AWS vs. OpenStack API Diskussion wird niemals enden

Diese Vorhersage gilt übrigens auch für die Jahre 2015, 2016 usw. Sie hört sich im ersten Moment lustig an. Allerdings nerven diese Diskussionen langsam. OpenStack hat ganz andere Probleme, als sich ständig mit den Amazon Web Services (AWS) vergleichen zu lassen. Zumal die Unruhen, die ständig von außen hinein getragen werden, nicht weiterhelfen. Wenn die OpenStack API zu 100% kompatibel mit der AWS API sein soll, dann kann sich OpenStack gleich in Eucalyptus umbenennen!

Die OpenStack Community muss ihren eigenen Weg finden und es den Service Providern ermöglichen, abseits vom Branchenprimus AWS, eigene Angebote aufbauen zu können. Allerdings liegt diese Mammutaufgabe wiederum nur in den Händen der Anbieter. Schließlich handelt es sich bei OpenStack nur um einen großen Baukasten von Lösungen für den Aufbau von Cloud Computing Infrastrukturen. Was am Ende (Geschäftsmodell) dabei herauskommt, ist nicht die Aufgabe der OpenStack Community.

Mehr unter „Gefangen im goldenen Käfig. OpenStack Provider sitzen in der Falle.

2. Die Sicherheit erhält mehr Gewicht

Unabhängig von dem jüngsten NSA Skandal wurde schon immer die Sicherheit und das Vertrauen von (Public) Cloud Anbietern in Frage gestellt. Dabei sind (Public) Cloud Anbieter sicherheitstechnisch besser aufgestellt, als es die meisten Unternehmen weltweit sein können. Das liegt zum einen an den Ressourcen (Hardware, Software, Rechenzentrum und Personal) die in das Thema Sicherheit investiert werden. Zum anderen aber insbesondere daran, dass es sich dabei um ihr Kerngeschäft handelt, den reibungslosen und sicheren Betrieb sicherzustellen.

Vertrauen ist die Grundlage einer jeden Beziehung. Das gilt sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld. Das hart erarbeitete Vertrauen der letzten Jahre wird derzeit auf die Probe gestellt und die Anbieter tun gut daran, sich weiter zu öffnen. „Security through obscurity“ ist ein veraltetes Konzept. Die Kunden benötigen und wollen mehr Klarheit darüber, was mit ihren Daten passiert. Das wird sich je nach Region der Erde unterscheiden. Aber zumindest in Europa werden die Kunden ihren Anbieter deutlich härter auf die Probe stellen.

Mehr unter „Wie schützen Unternehmen ihre Daten gegen die Überwachung in der Cloud?

3. Die Private Cloud bleibt attraktiv

Die Private Cloud ist finanziell und hinsichtlich der Ressourcenallokation (Skalierbarkeit, Flexibilität) nicht die attraktivste Form der Cloud. Dennoch wird sie, ungeachtet der Prognosen mancher Marktforscher, nicht ihre Bedeutung verlieren. Im Gegenteil, hier wird die Sensibilität der Entscheider trotz des Kostendrucks unterschätzt, welche die Kontrolle und Hoheit über die Daten und Systeme behalten wollen. Das spiegelt sich auch in aktuellen Zahlen von Crisp Research wieder. Demnach wurden in Deutschland im Jahr 2013 nur etwa 210 Millionen Euro für Public Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ausgegeben. Hingegen lagen die Investitionen für Private Cloud Infrastrukturen bei 2,3 Milliarden Euro.

Eine aktuelle Studie von Forrester zeigt zudem:

„From […] over 2,300 IT hardware buyers, […] about 55% plan to build an internal private cloud within the next 12 months.“

Das heißt nun nicht, dass Deutschland das Land der Private Clouds werden muss. Schließlich geht es immer um den spezifischen Workload und Use Case, der in einer Private oder Public Cloud abgebildet wird. Es zeigt aber einen deutlichen Trend hin zu einer weiteren Form wie Cloud Computing in Zukunft genutzt wird.

4. Willkommen Hosted Private Cloud

Nachdem ebenfalls Salesforce auf den Zug aufgesprungen ist, wird klar, dass Unternehmenskunden sich mit der Nutzung einer reinen Public Cloud nicht anfreunden können. In Kooperation mit HP hat Salesforce eine dedizierte Variante seiner Cloud Angebote angekündigt – „Salesforce Superpod“.

Dieser extreme Wandel in Salesforce Strategie bestätigt unsere Untersuchung des europäischen Cloud Markts. Unternehmen sind interessiert an Cloud Computing und dessen Eigenschaften (Skalierbarkeit, Flexibilität oder Pay per use). Allerdings gestehen sie sich selbst ein, dass sie nicht über das Wissen und die Zeit verfügen oder es einfach nicht (mehr) zu ihrem Kerngeschäft gehört, IT-Systeme zu betreiben und dies stattdessen von dem Cloud-Anbieter übernehmen lassen. Es geht also um eine flexible Art von Managed Services. Darauf sind Public Cloud Anbieter nicht vorbereitet, da ihr Geschäft darin besteht, hochstandardisierte Infrastrukturen, Plattformen, Applikationen und Services bereitzustellen.

Hier besteht die Chance für Anbieter von Business Clouds. Also Cloud Anbieter, die kein Public Cloud Modell fahren, sondern anhand von Managed Services den Kunden dabei helfen, den Weg in die Cloud zu meistern und den Betrieb übernehmen und damit einen „Alles aus einer Hand“ Service bieten. Das erfolgt im Normalfall nicht auf einer Shared-Infrastructure sondern innerhalb einer Hosted Private Cloud bzw. einer Dedicated Cloud bei der sich ein Kunde explizit in einem isolierten Bereich befindet. Professional Services runden das Portfolio ab, die bei der Integration, Schnittstellen und der Weiterentwicklung helfen. Business Clouds sind auf Grund dieser Serviceleistungen, Exklusivität und höherer Sicherheit (in der Regel physikalische Isolation) teurer als Public Clouds. Betrachtet man jedoch den Aufwand, den man als Unternehmen selbst in der einen oder anderen Public Cloud betreiben muss, um tatsächlich erfolgreich zu sein oder sich Hilfe von einem der zertifizierten Systemintegratoren holt, dann ist der Kostenvorteil meist eliminiert.

5. Die Hybrid Cloud bleibt der Dauerbrenner

Die Hybrid Cloud ist ein Dauerbrenner während der Diskussionen um die Zukunft der Cloud. Aber sie ist real. International wird die die Public Cloud zunächst überwiegend eingesetzt, um kurzfristig auf Ressourcen und Systeme ohne großen Aufwand und bequem Zugriff zu erhalten. Langfristig betrachtet wird sich dies in eine Hybrid Cloud formen, indem IT-Abteilungen auch ihre eigenen Infrastrukturen auf das Level einer Public Cloud (Skalierbarkeit, Self-Service, usw.) bringen, um ihre internen Kunden zu versorgen. In Deutschland und Europa ist es genau umgekehrt. Hier wird bevorzugt auf Private Clouds gesetzt, da die Themen Datenschutz und Datensicherheit höchste Priorität besitzen. Europäer müssen und werden sich erst an die Public Cloud gewöhnen, um gewisse Teile – zum Teil auch kritischere Systeme – mit einer Public Cloud zu verbinden oder teilweise darin auszulagern.

Grundsätzlich wird es bei der Hybrid Cloud verstärkt um die Beweglichkeit der Daten gehen. Das bedeutet, dass die Daten eher lokal in einer eigenen Infrastruktur gehalten werden und für die Verarbeitung in eine andere Cloud, z.B. Public Cloud, verschoben wird, um anschließend wieder innerhalb der lokalen Infrastruktur abgelegt zu werden. Dabei muss es sich nicht immer wieder um dieselbe Cloud eines Anbieters handeln, sondern je nach Kosten, Service Level und Anforderungen mehrere Clouds betreffen.

6. Die Multi Cloud ist Realität

Das Thema Multi-Cloud wird derzeit insbesondere im IaaS-Umfeld stark diskutiert, um das Risiko zu streuen und die Kosten und Leistungen unterschiedlicher Cloud-Infrastrukturen optimal ausnutzen zu können. Aber ebenfalls im SaaS-Umfeld muss das Thema unbedingt eine höhere Bedeutung zugesprochen werden, um Daten- und Insellösungen in Zukunft zu vermeiden, die Integration zu vereinfachen und Unternehmen bei ihrer Adaption ihrer Best-of-Breed Strategie zu unterstützen.

Ungeachtet diesen Erwartungen ist der Multi-Cloud Einsatz bereits Realität, indem Unternehmen mehrere Cloud Lösungen von vielen unterschiedlichen Anbietern einsetzen, auch wenn diese noch nicht (vollständig) miteinander integriert sind.

Mehr unter „Wir leben bereits in einer Multi-Cloud getriebenen Welt„.

7. Die Mobile Cloud kommt endgültig an

Mittlerweile gibt es Anbieter, die den Mobile Cloud Claim für ihr Marketing entdeckt haben. Viel zu spät. Tatsache ist, dass wir seit der Einführung der ersten Smartphones in einer Mobile Cloud Welt leben. Der Großteil aller Daten und Informationen, auf die wir von Smartphones und Tablets zugreifen, befinden sich nicht mehr auf dem lokalen Endgerät sondern auf einem Server in der Cloud.

Lösungen wie Amazon WorkSpaces oder Amazon AppStream unterstützen diesen Trend. Auch wenn Unternehmen noch vorsichtig mit dem Auslagern von Desktops sind, wird Amazon WorkSpaces diesen Trend stärken, wovon auch Anbieter wie Citrix und VMware profitieren werden. Amazon AppStream unterstreicht die Mobile Cloud im vollen Umfang, indem graphikintensive Anwendungen und Spiele vollständig in der Cloud verarbeitet und nur auf das Endgerät gestreamed werden.

Mehr unter „Die Mobile Cloud ist der wahre Megatrend“ und „Die Bedeutung von mobilen und cloud-basierten Arbeitsweisen wächst stetig„.

8. Hybrid PaaS ist der Top-Trend

Die Bedeutung von Platform-as-a-Services (PaaS) nimmt stetig zu. Beobachtungen und Gespräche mit Anbietern, die bisher kein Mittel gegen Amazon AWS im Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Umfeld gefunden haben, zeigen, dass diese ihre reinen Compute und Storage Angebote vertikal um einen PaaS erweitern werden und damit versuchen, die Gunst der Entwickler zu gewinnen.

Andere Trends zeigen, dass Private PaaS bzw. Hosted Private PaaS versuchen Marktanteile zu gewinnen. cloudControl hat mit der Application Lifecycle Engine seinen Public PaaS in einen Private PaaS gekapselt, mit dem Unternehmen einen eigenen PaaS in einer selbstverwalteten Infrastruktur betreiben können. Zusätzlich lässt sich eine Brücke zu einem Hybrid PaaS aufspannen. IaaS Anbieter Pironet NDH hat das Windows Azure Pack von Microsoft adaptiert, um auf dieser Basis einen Azure PaaS innerhalb einer gehosteten privaten Umgebung anzubieten. Das ist aus diesem Grund interessant, da hiermit die Lücke zwischen einem Public und einen Private PaaS geschlossen wird. Mit einem Private PaaS haben Unternehmen zwar wieder vollständige Kontrolle über die Umgebung, müssen diese aber ebenfalls aufbauen und verwalten. Innerhalb einer gehosteten Variante sorgt der Anbieter dafür.

9. Partner Ökosysteme werden wichtiger

Public Cloud Anbieter sollten sich verstärkt darum kümmern, ein hochqualitatives Netzwerk von Partnern und ISVs aufzubauen, um Kunden den Weg in die Cloud zu ebnen. Das bedeutet, dass der Channel verstärkt in Anspruch genommen werden sollte, um auf eine breite Basis von Kunden zu treffen, die potentielle Kandidaten für die Cloud sind. Der Channel wird jedoch mit dem Problem kämpfen, ausreichend gut ausgebildete Mitarbeiter für das Zeitalter der Cloud zu finden.

10. Cloud Computing wird einfacher

In 2014 werden Angebote auf dem Markt erscheinen, welche die Nutzung des Cloud Computing einfacher machen. Bei diesen Angeboten muss den „Randthemen“ der Verfügbarkeit und Skalierbarkeit weniger Beachtung gewidmet werden. Stattdessen können sich Cloud Nutzer auf ihre tatsächlichen Kernkompetenzen konzentrieren und ihre Energie in die Entwicklung der eigentlichen Applikation investieren.

Ein Beispiel: Infrastructure-as-a-Service Marktführer Amazon AWS sagt zwar, dass sich IT-Abteilungen durch die Nutzung der AWS Public Cloud nicht mehr um die Beschaffung und Wartung der notwendigen physikalischen Infrastruktur kümmern müssen. Stattdessen verlagert sich die Komplexität jedoch eine Ebene höher. Auch wenn mittlerweile zahlreiche Tutorials und Whitepaper existieren, spricht AWS öffentlich nicht aussagekräftig darüber, dass Skalierbarkeit und Verfügbarkeit innerhalb einer Scale-out Cloud Infrastruktur beliebig kompliziert werden kann. Das sind Kosten die niemals vernachlässigt werden dürfen.

Ein Tipp: (Hosted) Community Clouds

Ich sehe ein wachsendes Potential für die Community Cloud (MEHR HIER), die derzeit noch keine große Verbreitung hat. In diesem Zusammenhang sehe ich zudem einen Wechsel von einer zurzeit stark ausgeprägten Zentralität zu einer Semi-Dezentralität.

Die meisten Unternehmen und Organisationen sehen in der Public Cloud einen großen Vorteil und wollen in ihren Genuss kommen, um Kosten zu reduzieren, ihre IT zu konsolidieren und gleichermaßen mehr Skalierbarkeit und Flexibilität erhalten. Auf der anderen Seite sind Zukunftssicherheit, Vertrauen, Unabhängigkeit und Kontrolle wichtige Artefakte, die niemand gerne aufgeben möchte.

Die Community Cloud ist der Mittelweg, um beides zu erreichen. Zukunftssicherheit, Vertrauen, Unabhängigkeit und Kontrolle durch den Einfluss, was in der Community Cloud passiert und die Vorteile einer Public Cloud, durch das Partizipieren von einer echten Cloud Infrastruktur.

Es stehen mittlerweile einige Lösungen bereit, die als Basis für die eigene professionelle Cloud genutzt werden können. Dabei sollte man jedoch immer ein Auge auf die grundlegende Infrastruktur richten, die das Rückgrat der gesamten Cloud bildet. In diesem Zusammenhang darf man auch nicht den Aufwand unterschätzen, den es bedeutet, eine professionelle Cloud-Umgebung aufzubauen, ordnungsgemäß zu betreiben und zu warten. Weiterhin sind die Kosten für die notwendigen physikalischen Ressourcen zu kalkulieren.

Aus diesem Grund macht es für viele kleinere und mittlere Unternehmen, aber auch Bürogemeinschaften, Co-Working Spaces oder regelmäßige Projektpartnerschaften Sinn, den Community Cloud Gedanken in Betracht zu ziehen, um in den Genuss der Public Cloud (Shared Umgebung) zu kommen aber weiterhin Einfluss auf die Zukunftssicherheit, das Vertrauen, die Unabhängigkeit und Kontrolle der Umgebung zu haben und Kostenvorteile u.a. durch Ressourcenallokation zu erzielen. Hierzu sollte man sich zudem überlegen, ein Team aufzubauen, dass sich exklusiv um den Aufbau, Betrieb, die Administration und Wartung der Community Cloud kümmert. Dafür ist kein eigenes Rechenzentrum oder eine Co-Location erforderlich. Ein IaaS-Anbieter kann dazu als ideale Basis für eine Hosted Community Cloud dienen.

Kategorien
Analysen

Kriterien zur Auswahl eines Cloud Storage Anbieter

Die Suche nach einem Cloud-Storage-Anbieter hängt in den meisten Fällen mit den individuellen Anforderungen zusammen, die der Service erfüllen soll. Diese müssen Entscheider im Vorfeld erörtern und festlegen. Dazu gehört vor allem die Klassifizierung der Daten. Dabei wird definiert, welche Daten in der Cloud und welche in der eigenen On-premise-Infrastruktur gespeichert werden.

Dieser Artikel ist exklusiv im IDG-Netzwerk erschienen und kann unter „Wenn Dropbox die falsche Lösung ist: Cloud Storage – wie Sie den richtigen Anbieter finden“ gelesen werden.

Kategorien
Analysen

Die Amazon Web Services greifen nach der Enterprise IT. Ein Realitätscheck.

Die AWS re:Invent 2013 ist vorbei und die Amazon Web Services (AWS) haben mit einigen neuen Services begonnen, die Hände weiter nach den Unternehmenskunden auszustrecken. Nachdem sich AWS als führender Infrastrukturanbieter und Enabler für Startups und neue Geschäftsmodelle in der Cloud etabliert hat, versucht das Unternehmen aus Seattle schon seit geraumer Zeit einen Fuß direkt in das lukrative Unternehmensumfeld zu bekommen. Aktuelle Public Cloud Marktzahlen für das Jahr 2017 von IDC (107 Milliarden Dollar) und Gartner (244 Milliarden Dollar) geben AWS Rückenwind und bestärken den IaaS Marktführer in seiner reinen Public Cloud Strategie.

Die neuen Services

Mit Amazon WorkSpaces, Amazon AppStream, AWS CloudTrail und Amazon Kinesis hat Amazon interessante neue Services präsentiert, die insbesondere Unternehmenskunden adressieren.

Amazon WorkSpaces

Amazon WorkSpaces ist ein Service, der virtuelle Desktops auf Basis von Microsoft Windows bereitstellt, mit dem sich eine eigene Virtual Desktop Infrastructure (VDI) innerhalb der Amazon Cloud aufbauen lässt. Als Basis kommt der Windows Server 2008 R2 zum Einsatz, der Desktops mit einer Windows 7 Oberfläche ausrollt. Alle Services und Applikationen werden aus Amazon Rechenzentren auf die entsprechenden Endgeräte gestreamt, wobei das PCoIP (PC over IP) von Teradici zum Einsatz kommt. Dabei kann es sich um Desktop-PCs, Notebooks, Smartphones oder Tablets handeln. Zudem lässt sich Amazon WorkSpaces mit einer Microsoft Active Directory kombinieren, was die Benutzerverwaltung vereinfacht. Standardmäßig werden die Desktops mit bekannten Anwendungen wie Firefox oder Adobe Reader/ Flash ausgeliefert. Dies lässt sich von den Administratoren beliebig anpassen.

Mit Amazon WorkSpaces betritt Amazon völlig neues Terrain, in welchem mit Citrix und VMware bereits zwei absolute Marktgrößen warten. VMware hatte erst während der VMworld in Barcelona die Übernahme von Desktone bekanntgegeben. VDI ist grundsätzlich ein sehr spannendes Marktsegment, da es die Unternehmens-IT von Administrationsaufgaben erlöst und Infrastrukturkosten reduziert. Allerdings handelt es sich hierbei um ein noch sehr junges Marktsegment. Unternehmen sind zudem noch sehr vorsichtig bei der Auslagerung ihrer Desktops, da anders als bei klassischen on-Premise Terminal Services, die Bandbreite (Netzwerk, Internet, Datenverbindung) von entscheidender Bedeutung ist.

Amazon AppStream

Amazon AppStream ist ein Service, der als ein zentrales Backend für graphisch umfangreiche Applikationen dient. Damit soll die eigentliche Leistung des Endgeräts, auf dem die Applikationen genutzt werden, keine Rolle mehr spielen, da sämtliche Ein- und Ausgaben innerhalb der Amazon Cloud verarbeitet werden.

Da die Leistung der Endgeräte in Zukunft wahrscheinlich eher noch mehr zunehmend wird, muss die lokale Leistung vermutlich nicht berücksichtigt werden. Allerdings ist der Service für den Aufbau einer echten Mobile Cloud, bei der sich sämtliche Daten und Informationen in der Cloud befinden und die Geräte lediglich als Konsumenten genutzt werden, durchaus interessant. Weiterhin ist die Kombination mit Amazon WorkSpaces zu betrachten, um Applikationen auf Endgeräte bereitzustellen, die lediglich als ThinClients dienen und keine weitere lokale Intelligenz und Leistung benötigen.

AWS CloudTrail

AWS CloudTrail hilft beim Überwachen und Aufzeichnen der AWS API Aufrufe von einem oder mehrerer Accounts. Dabei werden Aufrufe über die AWS Management Console, dem AWS Command Line Interface (CLI), von eigenen Anwendungen oder Anwendungen von Drittanbietern berücksichtigt. Die erhobenen Daten werden entweder in Amazon S3 oder Amazon Glacier zur Auswertung gespeichert und lassen sich über die AWS Management Console, dem AWS Command Line Interface oder Tools von Drittanbietern betrachten. Derzeit lassen sich nur Amazon EC2, Amazon ECS, Amazon RDS und Amazon IAM überwachen. Amazon CloudTrail kann kostenlos genutzt werden. Kosten entstehen für das Speichern der Daten auf Amazon S3 und Amazon Glacier sowie für die Benachrichtigungen über Amazon SNS.

AWS CloudTrial gehört, auch wenn er nicht sehr spannend ist (Logging), zu den wichtigsten Services für Unternehmenskunden, die Amazon in letzter Zeit veröffentlicht hat. Die gesammelten Logdateien helfen bei der Compliance, indem sie sämtliche Zugriffe auf AWS Services aufzeichnen und damit das Einhalten von gesetzlichen Rahmenbedingungen nachweisen können. Ebenso verhält es sich mit Sicherheitsaudits, bei denen sich damit Sicherheitslücken und unberechtigte oder fehlerhafte Zugriffe auf Daten nachvollziehen lassen. Amazon ist gut beraten, AWS CloudTrail schnellstmöglich über alle weiteren AWS Services zu erweitern und für sämtliche Regionen weltweit verfügbar zu machen. Insbesondere die Europäer werden es danken.

Amazon Kinesis

Amazon Kinesis ist ein Service zur Echtzeitverarbeitung von großen Datenströmen. Hierzu ist Kinesis in der Lage Datenströme beliebiger Größe aus einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen zu verarbeiten. Die Steuerung erfolgt aus der AWS Management Console, indem sich einer Anwendung unterschiedliche Datenströme zuweisen und darüber speichern lassen. Auf Grund von Amazons massiver Skalierbarkeit bestehen keine Kapazitätsbegrenzungen. Allerdings werden die Daten automatisch auf die weltweiten Amazon Rechenzentren verteilt. Als Use Cases für Kinesis gelten die üblichen Verdächtigen: Finanzdaten, Social Media sowie Daten aus dem Internet of Things/ Everything (Sensoren, Maschinen usw.).

Der eigentliche Vorteil von Kinesis, als Big Data Lösung, besteht in der Echtzeitverarbeitung von Daten. Gängige Standard-Lösungen am Markt verarbeiten die Daten via Batch, wodurch die Daten niemals zum direkten Zeitpunkt, sondern maximal ein paar Minuten später verarbeitet werden können. Kinesis hebt diese Barriere auf und ermöglicht neue Möglichkeiten zur Auswertung von Live-Daten.

Herausforderungen: Public Cloud, Komplexität, Self-Service, „Lock-in“

Schaut man auf die aktuellen AWS Referenzen, ist die Quantität als auch die Qualität beeindruckend. Schaut man genauer hin, handelt es sich bei den Top-Referenzen allerdings weiterhin um Startups, unkritische Workloads oder komplett neue Entwicklungen die dort verarbeitet werden. Das bedeutet, dass die meisten bestehenden IT-Systeme, um die es tatsächlich geht, sich noch gar nicht in der Cloud befinden. Das hängt neben den Bedenken vor dem Kontrollverlust und Compliance Themen damit zusammen, dass das Scale-out Prinzip es für Unternehmen beliebig kompliziert macht, ihre Anwendungen und Systeme in die AWS-Cloud zu migrieren. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass sie von Vorne beginnen müssen, da ein nicht verteilt entwickeltes System nicht so funktioniert, wie es auf einer verteilten Cloud Infrastruktur laufen sollte – Stichworte: Skalierbarkeit, Hochverfügbarkeit, Multi-AZ. Das sind Kosten die nicht unterschätzt werden sollten. Das führt dazu, dass selbst die Migration eines vermeintlich einfachen Webshops zu Herausforderungen für Unternehmen werden, die nicht über die Zeit und das notwendige Cloud-Wissen verfügen, um den Webshop für die (Scale-out) Cloud Infrastruktur neu zu entwickeln.

Hinzu kommt, dass sich die Skalierbarkeit und Verfügbarkeit einer Applikation auf der AWS Cloud nur sauber realisieren lässt, wenn man sich an die Services und APIs hält, mit denen dies sichergestellt wird. Weiterhin stehen viele weitere infrastrukturnahe Services zur Verfügung bzw. werden ständig veröffentlicht, die das Leben für den Entwickler sichtlich einfacher machen. Der Lock-in ist damit vorprogrammiert. Zwar bin ich auf dem Standpunkt, dass ein Lock-in nichts Schlechtes sein muss, solange der Anbieter die gewünschten Anforderungen erfüllt. Dennoch sollte sich ein Unternehmen vorher überlegen, ob diese Services tatsächlich zwingend benötigt werden. Virtuelle Maschinen und Standard-Workloads lassen sich relativ einfach umziehen. Bei Services, die sehr nah in die eigene Applikationsarchitektur eingreifen, sieht es anders aus.

Zum Schluss. Auch wenn einige Marktforscher der Public Cloud eine goldende Zukunft prophezeien, sollte man die Zahlen nicht zu sehr auf die Goldwaage legen. Cloud Marktzahlen werden schon seit Jahren immer mal wieder nach unten korrigiert. Außerdem muss man im Einzelfall betrachten, wie sich diese Zahlen tatsächlich zusammensetzen. Aber darum geht es hier nicht. Am Ende des Tages geht es darum, was der Kunde will. Andy Jassy hat auf der re:Invent noch einmal deutlich gemacht, dass Amazon AWS konsequent auf die Public Cloud setzen wird und in keine eigenen Private Cloud Lösungen investieren wird. Man kann dies nun als Arroganz und Ignoranz gegenüber den Kunden, dem puren Willen nach Disruption oder einfach nur Selbstbestätigung interpretieren. Fakt ist, auch wenn Amazon wohl die Private Cloud für die CIA bauen wird, haben sie bei weitem nicht die Ressourcen und Kenntnisse, um als Softwareanbieter am Markt aufzutreten. Amazon AWS ist ein Service-Anbieter. Allerdings haben sie mit Eucalyptus einen starken Verbündeten auf der Private Cloud Seite, der es ermöglicht eine AWS-ähnliche Cloud Infrastruktur im eigenen Rechenzentrum aufzubauen.

Anmerkung hierzu: Nahezu alle Eucalyptus Kunden sollen ebenfalls AWS Kunden sein (Quelle: Eucalyptus). Das bedeutet im Umkehrschluss, dass einige Hybrid Cloud Infrastrukturen zwischen on-Premise Eucalyptus Infrastrukturen und der Amazon Public Cloud bestehen.

Vorteile: AWS Marketplace, Ökosystem, Enabler, Innovationstreiber

Was bei den ganzen Diskussionen um Amazon AWS und Unternehmenskunden leider immer wieder kläglich vergessen und auch von Amazon viel zu wenig beworben wird, ist der AWS Marketplace. Im Vergleich zu der Cloud Infrastruktur, die Kunden nutzen können, um eigene Lösungen zu entwickeln, bietet der Marketplace voll funktionsfähige Softwarelösungen von Partnern (z.B. SAP), die auf der AWS Infrastruktur automatisch ausgerollt werden können. Die Kosten für die Nutzung der Software werden pro Stunde oder pro Monat abgerechnet. Hinzu kommen die AWS Gebühren für die dafür benötigte Infrastruktur. Hier steckt der eigentliche Mehrwert für Unternehmen, ihre bestehenden Standardsysteme bequem in die Cloud auszulagern und sich von den on-Premise Systemen zu trennen.

Man muss bei den Amazon Web Services daher strikt zwischen der Nutzung von Infrastruktur für die Eigenentwicklung und dem Betrieb von fertigen Lösungen trennen. Beides ist in der der Amazon Cloud möglich. Hinzu kommt das Ökosystem von Partnern und Systemintegratoren, die AWS Kunden dabei helfen, ihre Lösungen zu entwickeln. Denn auch wenn AWS selbst (derzeit noch) ein reiner Infrastruktur Anbieter ist, müssen sie gleichermaßen als Plattform für andere Anbieter und Partner verstanden werden, die darauf ihre Geschäfte betreiben. Darin besteht auch der maßgebliche Erfolg und Vorteil gegenüber anderen Anbietern am Markt und wird langfristig die Attraktivität bei den Unternehmenskunden erhöhen.

Hinzu kommt, dass Amazon der absolute Innovationstreiber in der Cloud ist, dem kein anderer Cloud-Anbieter derzeit technologisch das Wasser reichen kann. Dazu bedarf es keiner re:Invent. Stattdessen zeigt sich dies nahezu jeden Monat von Neuem.

Amazon AWS ist – bedingt – tauglich für die Enterprise IT

Je nach Land und Use Case variieren die Anforderungen, die Amazon für Unternehmen erfüllen muss. Europäische Kunden sind hier meist bedachter mit der Datenhaltung und speichern die Daten lieber im eigenen Land. Ich saß schon mit mehr als einem Kunden zusammen, der technisch überzeugt war aber das Speichern der Daten in Irland nicht in Frage kam. In einigen Fällen ist es aber auch die fehlende Einfachheit der Nutzung. Das bedeutet, dass ein Unternehmen seine bestehende Anwendung oder Webseite nicht für die Amazon Infrastruktur (neu) entwickeln möchte. Gründe hierfür sind die fehlende Zeit und das Wissen um dies umzusetzen, was gleichzeitig zu einen längeren Time to Market führen würde. Beides lässt sich auf die Komplexität zurückführen, um auf den Amazon Web Services Skalierbarkeit und Verfügbarkeit zu erreichen. Es sind nun einmal nicht nur ein paar API-Aufrufe. Stattdessen muss die vollständige Architektur auf die AWS Cloud ausgerichtet werden. In Amazons Fall liegt es insbesondere an der horizontalen Skalierung (scale-out) die dies erforderlich macht. Die Unternehmen würden lieber die vertikale Skalierung (scale-up) bevorzugen, um das bestehende System 1:1 migrieren zu können und nicht von vorne zu beginnen, sondern direkt in der Cloud Erfolge zu erzielen.

Die AWS Referenzen zeigen allerdings auch, dass ausreichend Use Cases für Unternehmen in der Public Cloud existieren, bei denen die Datenhaltung eher als unkritisch betrachtet werden kann, solange die Daten vorher klassifiziert und anschließend verschlüsselt abgelegt werden.

Analysten Kollege Larry Carvalho hat sich auf der re:Invent mit ein paar AWS Unternehmenskunden unterhalten. Ein Kunde hat eine gehostete Webseite auf AWS für weniger als $7.000 Dollar implementiert, wofür ein anderer Systemintegrator $70.000 berechnen wollte. Ein anderer Kunde hat ausgerechnet, dass er für eine on-Premise Business Intelligence Lösung inkl. Wartung etwa $200.000 pro Jahr zahlen würde. Auf Amazon AWS lediglich $10.000 pro Jahr. Diese Beispiele zeigen, dass AWS auf der einen Seite ein Enabler ist. Auf der anderen Seite aber auch, dass die Sicherheitsbedenken in einigen Fällen den Kosteneinsparungen in den Unternehmen weichen werden.

Kategorien
Kommentar

Die Schlüssel gehören in die Hände der Anwender: TeamDrive erhält vierte ULD Datenschutz Rezertifizierung in Folge

Das Vertrauen in eine verschlüsselte Kommunikation zur Übertragung von sensiblen Informationen über das Internet wird immer wichtiger. Dabei gilt das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) unter der Leitung von Thilo Weichert als Vorreiter, wenn es um die unabhängige Überprüfung und Zertifizierung von Datenschutz und sicherheitsrelevanter Themen im Bereich der Informationstechnologie geht. TeamDrive hat sich im Laufe der letzten Jahre als die Dropbox Alternative für Unternehmen etabliert und setzt in Punkto Sicherheit konsequent auf eine End-to-End Verschlüsselung. Der Anbieter aus Hamburg und Gartner Cool Vendor in Privacy 2013 hat erfolgreich seine vierte ULD Datenschutz Rezertifizierung in Folge erhalten.

Die Schlüssel gehören ausschließlich in die Hände der Anwender

Im Rahmen der Rezertifizierung wurde die Sicherheit von TeamDrive in der Version 3 erneut erhöht. Neben der 256 Bit AES End-to-End Verschlüsselung wurde die Sicherheit zusätzlich mit einer RSA 3072 Verschlüsselung erweitert. Die Bedeutung der End-to-End Verschlüsselung der gesamten Kommunikation nimmt immer weiter zu. Das bedeutet, dass der gesamte Prozess, den ein Nutzer mit der Lösung durchläuft, von Anfang bis Ende durchgehend verschlüsselt ist.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass sich der private Schlüssel für den Zugriff auf die Daten und des Systems ausschließlich im Besitz des Anwenders befinden darf. Und auch nur ausschließlich auf dem lokalen System des Anwenders verschlüsselt gespeichert wird. Der Anbieter darf über keine Möglichkeiten verfügen, diesen privaten Schlüssel wiederherzustellen und niemals auf die gespeicherten Daten Zugriff erhalten.

Trotz aller Versprechungen ist eine Verschlüsselung nutzlos, wenn Anbieter wie Dropbox oder Box über den Schlüssel verfügen und alle Daten entschlüsseln können. Die Kontrolle darüber gehört ausschließlich in die Hände der Anwender. Das muss jedes Unternehmen bei der Auswahl eines vertrauenswürdigen Anbieters berücksichtigen.