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Klassische Webhoster und ihr Kampf mit Infrastructure-as-a-Service

Vor ein paar Tagen hatte ich ein Briefing mit einem europäischen Webhoster, der mir seine Produktlinie, strategische Ausrichtung usw. vorgestellt hat. Ich möchte das Wort Cloudwashing dabei ungerne wieder in den Mund nehmen. Allerdings hat mir das Gespräch erneut gezeigt, dass typische Webhostinganbieter massive Probleme haben, ein echtes Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Angebot aufzubauen.

Schwierigkeiten mit der Moderne

Es ist genau das, was ich bei so manchen Anbietern von „Cloud“ Lösungen feststellen muss. Dabei handelt es sich überwiegend um klassische Webhoster, die den Cloud Zug nicht verpassen wollten und schnell ihr Portfolio AUF DEM PAPIER Cloud-fähig gemacht haben. Es gibt wohlgemerkt Ausnahmen, diese sind aber äußerst selten. An dieser Stelle wird schlicht und einfach auf den Hype aufgesprungen und das Internet als Cloud verstanden.

Genau so zeigte sich auch das Portfolio des Anbieters, mit dem ich gesprochen habe. Es gibt Dedicated Server und Cloud Server, die vor ein paar Monaten/ Jahren noch Virtual Server hießen. Diese „Cloud Server“ gibt es als fünf unterschiedliche fixe Konfigurationsstufen mit entsprechendem 1 bis 4 Cores, Speicherplatz und RAM zu einem monatlichen Preis von x EUR. Nicht zu vergessen, dass die Bereitstellungszeit mit 1 bis 5 Werktagen angegeben wird. Weitere Nachfragen ergaben dann, dass kein on-Demand Bezug möglich ist und keine API zum Verwalten bzw. Starten und Stoppen weiterer Server zur Verfügung steht. Ebenfalls existieren keine weiteren Services oder Software Images die um das Angebot herum bestehen und die Ressourcen nicht pro Verbrauch abgerechnet werden können.

Wie die Eigenschaften eines Cloud Angebots ausschauen sollte steht hier.

Interne Struktur und Strategie vorhanden

Man muss dem Anbieter zugestehen, dass er auf Nachfrage eingestehen musste, dass bis auf das Wort selbst in den Serverangeboten, nicht sehr viel Cloud steckt. Allerdings befindet er sich auf dem richtigen Weg. Vor ca. einem Jahr wurde die interne Infrastruktur auf CloudStack umgestellt, um für sich selbst die Provisionierung der Kunden-Server zu optimieren. Davon können die Kunden bisher jedoch nicht profitieren. Zudem wurde mit KVM auf einen modernen, offenen und weit verbreiteten Hypervisor gesetzt und ebenfalls das Thema Netzwerkvirtualisierung wurde vor ein paar Wochen umgesetzt. Nach eigener Aussage sei ebenfalls eine Strategie vorhanden, in Kürze den Kunden einen on-Demand Bezug einzelner Ressourcen sowie Pay per use als Bezahlmodell anzubieten, da man sich mittlerweile selbst im Klaren darüber sei, dass dies zwingend erforderlich ist.

Dennoch, angesichts dieser Erfahrungen sollte sich jeder Nutzer, der ernsthaft in die Cloud gehen möchte, vorab intensiv informieren.


Bildquelle: ©Harald Fischer / PIXELIO