Wer kennt das Dilemma nicht – Schule und Informationstechnologie? Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr meine Mitschüler und ich damals unter schlecht ausgestatten Laboren und Lehrkräften, die sich als wahre IT-Muffel ausgezeichnet haben, leiden durften. Wer nicht ein wenig Eigeninitiative zeigte, ist dabei kläglich auf der Strecke geblieben. Aber es war damals ja auch nicht abzusehen, wohin sich unsere Gesellschaft entwickeln wird…
Zurück in die Zukunft
Ich selbst habe (damals) vor dem Studium eine Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration gemacht. Man hätte meinen können, das man auch mit dementsprechenden Systemen ausgebildet(!) wird. Denn Schlosser usw. haben schließlich auch – meiner Einschätzung nach – sehr gut ausgestattete Werkstätten mit teuren Anlagen zum Fräsen, Bohren und Drehen. Also all das, was sie für ihr Handwerkszeug(!) benötigen!
Was ist denn das Handwerkszeug eines Fachinformatiker? Genau, Computer! Hardware, Software und Programmierkenntnisse. An ersten Beiden hat es an meiner Berufsschule sehr stark gemangelt, $$$. Letzteres war je nach Lehrkraft zu bewerten. Mein Schlüsselerlebnis war jedoch, als es im zweiten Lehrjahr dann endlich neue PCs gab. Die wurden als quasi Bausatz angeliefert. Bedeutete, den Schülern wurde ein „Projekt“ verkauft, um das zusammenbauen eines Rechnersystems zu „lernen“. Fakt war, dass die Lehrkraft die Fragen an die Schüler weitergereicht hat, die ihre Ausbildungen in einem IT-Betrieb gemacht haben, dessen Kerngeschäft es war, PCs zu bauen. Wohlgemerkt geht es hier nicht um das ob sondern um das wie.
Fassen wir zusammen. IT in der Schule hat mit $$$ und den entsprechenden Kenntnissen der Lehrkräfte zu tun. Und nach ein paar Gesprächen scheint es an beiden weiterhin zu mangeln.
Cloud Computing bringt Schulen den notwendigen IT-Segen
Anhand von Cloud-Lösungen erhalten Schulen den flexiblen Zugriff auf die benötigten IT-Ressourcen. Seien es Software-as-a-Service Applikationen für bestimmte Anwendungsfälle in einem Unterrichtsfach oder für die gemeinsame aber verteilte Zusammenarbeit (auch nach der Schule) an einer Facharbeit oder sonstigen Projekten. Mittels Platform-as-a-Service aber auch Infrastructure-as-a-Service lassen sich Programmieraufgaben oder auch kleine IT-Gruppenprojekte zeitnah und kostengünstig umsetzen. Kombiniert mit Thin-Clients können auch die Hardwarekosten gering gehalten und die entsprechende physikalische Sicherheit der Systeme sichergestellt werden.
Wettbewerb: Schule und Cloud
Eine Initiative unter der Federführung der fat IT solutions GmbH zusammen mit Prof. Dr. Gunter Dueck von BlueForge, den Amazon Web Services und der Igel Technology GmbH will das nun ändern. Der Schulwettbewerb „Schule und Cloud“ hat das Ziel, Berufsschulen den Nutzen von IT-Lösungen während des Unterrichts näher zu bringen. Die Idee besteht darin, den „… am besten gestalteten Cloudcomputer Deutschlands.. “ zu finden. Dazu sollen Lehrer in Gruppenprojekten oder AGs pädagogisch wertvolle Software auf kostenlos zur Verfügung gestellten Computern in der Cloud installieren. Dabei kann es sich z.B. um Bildbetrachter, Textverarbeitung oder Lernprogramme handeln. Anschließend soll das System so konfiguriert werden, wie es später weiter benutzt werden soll.
Der Wettbewerb richtet sich an Berufsschulen und hier nicht nur an Klassen der IT-Ausbildungsberufe. Die besten drei Projekte werden im Anschluss von einer Jury prämiert. Mehr Informationen zur Teilnahme gibt es unter http://schule-und-cloud.de/requirements.html.
5 Antworten auf „Wettbewerb: Schule und Cloud Computing – Weil sich die Zeiten endlich ändern müssen“
über twitter bin ich hier gelandet und habe während der Darstellung der eigenen Erfahrungen genickt – ich als Lehrer hätte es nicht anders gemacht@Schrauberprojekt….. 😉 und habe dann interessiert die Eckdaten des Wettbewerbs angeguckt… aber ketzerisch gesagt: ist der Wettbewerb nicht genau das, was Sie an Ihrer Schulzeit so bemängeln? Lehrer konfigurieren mit SchülerInnen den Cloudcomputer – damit die „beste Konfiguration“ [wie wissenschaftlich bzw. vor allem transparent ist: „Alle „eingegangenen“ Cloudcomputer werden von einer Fachjury auf folgende Kriterien beurteilt:
Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit (z.B. Anordnung und Gruppierung der Icons)
Verfügbarkeit von Hilfen
Umfang und Auswahl der installierten Software
Anspruch der Umsetzung
Reproduzierbarkeit zur Weiterbenutzung“] dann bestmöglich weiterverkauft werden kann – am besten noch als best practice… getarnt halt nicht als Projekt, sondern als Schulwettbewerb….
aber vielleicht sehe ich das auch nur sehr schwarz 😉
danke jedenfalls fürs drauf aufmerksam machen!
Ich würde das ganze dann halt nicht Wettbewerb nennen, sondern Promo-Aktion – vor allem, wenn die Ausstattung um am Wettbewerb teilnehmen zu können auf eigene Kosten zurückgeschickt werden muss.
Ich gebe zu, dass ich im ersten Moment Lust hatte teilzunehmen – beim genaueren Hinlesen dann aber natürlich Abstand genommen habe und mich dann im Nachhinein über (drastisch gesagt) verschwendete Lebenszeit durch augenwischerhafte Ausdrucksweise geärgert habe….
Hallo zusammen,
als Ausrichter des Wettbewerbs möchte ich hier einmal die Gelegenheit nutzen, mich zu Wort zu melden.
Wir freuen uns grundsätzlich über jede Form konstruktiver Kritik und weitere Anregungen für unsere FAQ (http://schule-und-cloud.de/faq.html)!
Dort haben wir versucht möglichst viele Fragen zu antizipieren aber so richtig vollständig wird das natürlich nur unter Mitwirkung – nobody is perfect!
@Julia: Ich würde mich sehr über eine direkte Kontaktaufnahme (solutionlab@fat.de) freuen, auf viele Anregungen und Verbesserungsvorschläge – wir haben „das Ganze“ von vielen Augen querlesen lassen aber es geht sicher noch viel besser. Helfen Sie mit?
Die Teststellung ist eine Option, kein Muss, das werden wir noch deutlicher machen – Danke schon einmal für diese Anregung!
Besten Gruß, Dirk Reimers