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Kommentar

SAP Cloud: Lars Dalgaard wird ein riesiges Loch hinterlassen

Nun ist er wieder weg, Lars Dalgaard. Er war mein persönlicher Hoffnungsträger für SAP und meiner Einschätzung nach die treibende Kraft hinter der Cloud-Strategie der Walldorfer, welche in den letzten Monat immer mehr an Fahrt aufgenommen hat. Aber nicht nur für die Cloud hat Dalgaard bei SAP einiges umgekrempelt, auch kulturell hätte es dem Unternehmen gut getan, ihn länger in den eigenen Reihen zu haben. Oder war es vielleicht genau das Problem, warum er nach so kurzer Zeit wieder gehen musste.

Glaubwürdige positive Energie

Den Cloud Gedanken hat sich SAP extern durch die damalige Akquisiton von SuccessFactors mit dessen Gründer und CEO Lars Dalgaard einverleibt. Der Däne wurde nach der Übernahme als Verantwortlicher für den SAP Cloud Bereich zur treibenden Kraft hinter den SAP Cloud Services. Und diesen Job hat er gut gemacht. In seiner Key Note, während der Sapphire Now 2012, in welcher er die neue Cloud Strategie von SAP vorstellte, präsentierte Dalgaard sich als explosiver Unternehmer, der seine Startup Gene bei weitem nicht abgelegt hat. Im Gegenteil, mit seiner Motivation brachte er frischen Wind in den etablierten Konzern aus Walldorf.

Ich hatte schon während meines Rückblicks auf die Sapphire Now 2012 geschrieben: „Es bleibt für Dalgaard und vor allem für SAP zu hoffen, dass er seine Cloud Vision verwirklichen und das er mit seinem Startup Charakter auf offene Türen hoffen darf. Denn SAP ist weit weg von dem, was man logischerweise als ein Startup bezeichnen kann.

Unterschiedliche Unternehmenskulturen

Ist genau dieser Umstand Dalgaard oder besser gesagt SAP nun zum Verhängnis geworden? Lars Dalgaard ist zum 1. Juni 2013 von seinem Vorstandsposten zurückgetreten, hat SAP verlassen und ist als General Partner bei Andreessen Horowitz eingestiegen. Er wird SAP weiterhin für das Cloudgeschäft im Cloud Governance Board beratend zur Seite stehen.

Ich kann an dieser Stelle nur spekulieren. Zwar kenne ich Dalgaard nicht persönlich. Aber seine positive Energie, die er während seiner Vorträge ausstrahlt, zeugen von jemanden, der weiß was er will und eine klare Linie verfolgt. Zugegebenermaßen bin ich auch kein SAP-Experte hinsichtlich der Unternehmenskultur. Allerdings sind schon viele gute Leute fragwürdiger Weise an SAP zerbrochen. Als ein Beispiel sei nur Shai Agassi genannt.

Quo vadis, SAP?

Ein ganzes Unternehmen an einer einzigen und dann auch noch extern eingekauften Person festzumachen ist übertrieben. Dennoch vertrete ich den Standpunkt, dass der Verlust von Lars Dalgaard einen erheblichen Einfluss auf das Cloud-Geschäft von SAP haben könnte. Man erinnere sich an den sehr steinigen Beginn von SAP im Cloud-Bereich mit seiner Produktlinie „SAP Business By Design“, die in ihrer ersten Version den Begriff Cloud-Lösung nicht verdient hatte und ein echter Reinfall war. Mit Business By Design 4.0 hat SAP – unter der Leitung von Lars Dalgaard – noch einmal von Vorne begonnen und der Zug kam ins Rollen.

Es sei SAP zu wünschen, dass sie diese „Dalgaard-Mentalität“ nicht verlieren, um damit im Cloud-Markt weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Denn eines sollte man nicht vergessen. Ein Cloud-Unternehmen muss anders geführt werden, als ein traditionelles Softwareunternehmen. Man vergleiche nur Amazon und Google. Das Gleiche musste auch Microsoft erst verstehen und lernen sich neu zu erfinden. SAP war – mit Lars Dalgaard – bisher zumindest auf dem richtigen Weg.

Von Rene Buest

Rene Buest is Gartner Analyst covering Infrastructure Services & Digital Operations. Prior to that he was Director of Technology Research at Arago, Senior Analyst and Cloud Practice Lead at Crisp Research, Principal Analyst at New Age Disruption and member of the worldwide Gigaom Research Analyst Network. Rene is considered as top cloud computing analyst in Germany and one of the worldwide top analysts in this area. In addition, he is one of the world’s top cloud computing influencers and belongs to the top 100 cloud computing experts on Twitter and Google+. Since the mid-90s he is focused on the strategic use of information technology in businesses and the IT impact on our society as well as disruptive technologies.

Rene Buest is the author of numerous professional technology articles. He regularly writes for well-known IT publications like Computerwoche, CIO Magazin, LANline as well as Silicon.de and is cited in German and international media – including New York Times, Forbes Magazin, Handelsblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wirtschaftswoche, Computerwoche, CIO, Manager Magazin and Harvard Business Manager. Furthermore Rene Buest is speaker and participant of experts rounds. He is founder of CloudUser.de and writes about cloud computing, IT infrastructure, technologies, management and strategies. He holds a diploma in computer engineering from the Hochschule Bremen (Dipl.-Informatiker (FH)) as well as a M.Sc. in IT-Management and Information Systems from the FHDW Paderborn.