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Protonet ist keine Private Cloud!

Auf der CeBIT bin ich dem Team von Protonet über den Weg gelaufen. Aufgefallen sind sie mir, da am Stand eine Private Cloud beworben wurde, im Zentrum jedoch eine kleine(!) orange Box stand. Cloudifizierung?

Das Startup aus Hamburg wirbt auf der Internetseite damit, die “ … soziale IT-Infrastruktur für kleine und mittelständische Unternehmen …“ zu sein. Diese Aussage passt recht gut, erinnert die Web-Oberfläche doch stark an Salesforce Chatter. Der Flyer der mir vorliegt preist Protonet zusätzlich als Private Cloud Lösung an.

Die Funktionen

Bei den grundlegenden Funktionen handelt es sich um eine Kollaborationslösung für kleine Teams. Wie bereits oben erwähnt, erinnert die Benutzeroberfläche ein wenig an Chatter bzw. an die typischen Timelines der sozialen Netzwerke. Kommuniziert wird ausschließlich über den Chat. Per Drag and Drop können zudem Dateien den Mitarbeitern zugänglich gemacht werden. Dazu werden diese sogenannten Channels zugeordnet, in denen die Rechtevergabe erfolgt. Der Chatverlauf eines Channels wird kontinuierlich und automatisch archiviert und kann über eine Volltextsuche durchsucht werden.

Die Box ist in erster Linie für die interne Zusammenarbeit gedacht. Jeder Mitarbeiter hat allerdings die Möglichkeit, seine Daten für den Zugriff über das Internet zugänglich zu machen (Publish to Web). Diese Funktion muss ebenfalls aktiviert sein, um den Remote Zugriff und das Hardware-Monitoring durch Protonet zu erlauben, Updates zu erhalten und Backups im Rechenzentrum von Protonet vorzunehmen.

Mit Cloud wenig zu tun! Aber Interessant.

Mit Cloud Computing, gar Private Cloud, hat die Lösung nichts zu tun. Selbst wenn die Box über ein RAID-Verbund von zwei Festplatten verfügt, kann hier auch nicht von einem Cloud Charakter gesprochen werden. Es fehlt die Hochverfügbarkeit der Infrastruktur. Was ist, wenn das Netzteil ausfällt oder gar ein Stromausfall auftritt? Was wenn die CPU oder Mainboard ein Problem haben oder das Betriebssystem? Ein aufgebohrtes NAS mit einer intelligenten Steuerung und sozialen Komponente für die Kollaboration trifft es besser.

Dennoch ist das Konzept mit der sozialen Infrastruktur sehr interessant, wäre als Public Cloud oder Virtual Private Cloud Service jedoch besser aufgehoben, als in so einer kleinen Box.

Auch wenn hier das Argument des Datenschutzes aufkommen sollte: „… it’s yours.“, die Daten werden in das Rechenzentrum von Protonet übertragen, um dort das Backup vorzunehmen. An dieser Stelle ist es dann nicht mehr direkt „… yours.“, auch wenn die Daten verschlüsselt werden. Keine Frage, das Backup ist sehr wichtig. Auf die kleine Box würde ich mich nicht alleine verlassen. Es stellt sich aber trotzdem die Frage, ob diese lokale Komponente sinnvoll ist, da sich die Daten dann eh schon im RZ befinden.

Denn, die Box kostet natürlich auch:

  • Monatlich 149 EUR (zzgl. MwSt.: 177,31 Euro)
  • plus eine einmalige Einrichtungsgebühr 599 Euro (zzgl. MwSt.:712,81 Euro)

Darin enthalten sind E-Mail Support, Software Updates mit neuen Features, Antivirenschutz, Hardwareüberwachung und Remotezugriff bei Problemen. Die Vertragslaufzeit beträgt 12 Monate und ist anschließend monatlich kündbar.

Dabei sollten aber ebenfalls nicht die Kosten für die Internetverbindung zur Anbindung der Box vernachlässigt werden. Mit einer Standard DSL-Leitung ist der Zugriff von Aussen sowie das Backup in das Protonet RZ auf Grund der Uploadgeschwindigkeit nicht performant zu lösen. Das kann allerdings nur ein Test zeigen.

Fazit

Die Lösung ist wirklich interessant und der Markt ist definitiv da. Vor allem im Datenschutz sensiblen Deutschland. Allerdings würde ich auf die lokale Komponente vollständig verzichten und Protonet als echten Cloud Service anbieten. Über eine Virtual Private Cloud kann bspw. ein ebenso hohes Datenschutzniveau erreicht werden, siehe z.B. Anbieter wie T-Systems.

Update: Der Name dieses Beitrags war ursprünglich: „Protonet – Die Private Cloud für das SoHo?“. Um die eigentliche Aussagekraft des Inhalts hervorzuheben, wurde der Name auf den Aktuellen angepasst.


Bildquelle: http://www.flickr.com/photos/jankrutisch, http://dennisreimann.de

Von Rene Buest

Rene Buest is Gartner Analyst covering Infrastructure Services & Digital Operations. Prior to that he was Director of Technology Research at Arago, Senior Analyst and Cloud Practice Lead at Crisp Research, Principal Analyst at New Age Disruption and member of the worldwide Gigaom Research Analyst Network. Rene is considered as top cloud computing analyst in Germany and one of the worldwide top analysts in this area. In addition, he is one of the world’s top cloud computing influencers and belongs to the top 100 cloud computing experts on Twitter and Google+. Since the mid-90s he is focused on the strategic use of information technology in businesses and the IT impact on our society as well as disruptive technologies.

Rene Buest is the author of numerous professional technology articles. He regularly writes for well-known IT publications like Computerwoche, CIO Magazin, LANline as well as Silicon.de and is cited in German and international media – including New York Times, Forbes Magazin, Handelsblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wirtschaftswoche, Computerwoche, CIO, Manager Magazin and Harvard Business Manager. Furthermore Rene Buest is speaker and participant of experts rounds. He is founder of CloudUser.de and writes about cloud computing, IT infrastructure, technologies, management and strategies. He holds a diploma in computer engineering from the Hochschule Bremen (Dipl.-Informatiker (FH)) as well as a M.Sc. in IT-Management and Information Systems from the FHDW Paderborn.

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