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Die Community Cloud wird an Bedeutung gewinnen.

Wie kommen Unternehmen aus der Cloud heraus ohne ihre Komfortzone zu verlieren. Diese Fragen hören wir immer wieder. Ich bin der Meinung, dass man sich nicht zwangsläufig aus der Cloud zurückziehen muss, sondern einfach versuchen sollte, mehr Kontrolle zurückzugewinnen und die Ideen der Cloud für sich selbst zu nutzen. In diesem Zusammenhang sollte man die Community Cloud in Betracht ziehen, denn diese wird in meinen Augen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Der Bedarf und vor allem das Verständnis hierfür muss nur geweckt werden. Tenor: “Aufbau einer eigenen Hosted Private Cloud, betrieben von einer Gemeinschaft die sich vertraut.” Das ist sowohl für Unternehmen, Organisationen, Bürogemeinschaften und regelmäßige Projektpartner interessant.

Was ist eine Community Cloud?

Innerhalb einer Community Cloud schließen sich Unternehmen einer gleichen Branche zusammen und fassen ihren eigenen Private Clouds zu einer Community Cloud zusammen, die nur exklusiv diesen Mitgliedern zugänglich ist. Community Clouds bieten sich an, wenn Unternehmen dieselben Anforderungen und Aufgaben haben und die Infrastruktur auf ähnliche Weise nutzen wollen. Der Vorteil einer Community Cloud besteht in der Reduzierung des Kapazitätsbedarfs und somit einer verbesserten Ressourcenallokation auf Grund der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen. Dies führt zu einer allgemeinen Kostenreduzierung und verringert den allgemeinen Overhead. Abgesehen von der darunterliegenden Infrastruktur können alle Mitglieder der Community Cloud ebenfalls dieselben Services und Applikationen gemeinsam nutzen.

Ein sehr gutes Beispiel für eine Community Cloud ist das ENX Netzwerk, ein Zusammenschluss der „europäischen Automobilindustrie für den sicheren Austausch kritischer Entwicklungs-, Einkaufs-, und Produktionssteuerungsdaten.“ Das ENX bietet den angeschlossenen Automobilherstellern- und Lieferanten unternehmensübergreifende Managed Security Services und einen einheitlichen Service Level des darunter liegenden Netzwerkes. Gleichzeitig ist das ENX Netzwerk für die angeschlossenen Nutzer so offen und flexibel gestaltet wie das öffentliche Internet.

Gründe für eine Community Cloud

Bereits das Ergebnis einer BITKOM Studie im Februar 2013 kam zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2012 immerhin 34 Prozent auf eine Private Cloud setzen und 29 Prozent planen, diese Cloud-Form in Zukunft einzusetzen. Der Grund dafür liegt in der Angst vor einem Datenverlust in der Public Cloud. Das sagten zumindest 79 Prozent.

Die Neuauflage der BITKOM Studie, mit aktuellen Ergebnissen für das Jahr 2013, liefert ein paar Veränderungen. Weiterhin setzten mit 36 Prozent der befragten Unternehmen die meisten auf eine Private Cloud. Das sind zwei Prozent mehr als im Jahr 2012. Das Interesse an der Public Cloud hat mit insgesamt 15 Prozent deutlicher zugenommen.

Interessanterweise gaben allerdings auch 77 Prozent der Unternehmen an, dass die größte Hürde für den Einsatz einer Private Cloud [… die Sorge vor einem unberechtigten Zugriff auf sensible Daten …] ist. Weitere 45 Prozent haben Angst vor einem Verlust der Daten, die in der Private Cloud gespeichert sind.

Zukunftssicherheit, Vertrauen und Abhängigkeit

Während eines Vortrags bei einem Unternehmen dessen Namen ich nicht nennen darf und mit Folien die nicht öffentlich zugänglich sind, habe ich in meinen zukünftigen Cloud-Trends die Treiber für die steigende Bedeutung von Community Clouds aufgezeigt.

Ich habe dabei die drei Treiber als „höhere Zukunftssicherheit“, „größeres Vertrauen“ und „weniger Abhängigkeit/ mehr Kontrolle“ charakterisiert. Es sind exakt die Themen, die auch in aktuellen Diskussionen immer wieder aufkommen. Damals, im März 2013, habe ich die „höhere Zukunftssicherheit“ am Beispiel der Schließung vom Google Reader festgemacht. Da die Nutzer sich nicht sicher sein können, wie lange ein Cloud Service überhaupt überlebt. Als Beispiel für „größeres Vertrauen“ mussten die mittlerweile bestätigten Berichte, dass Amazon AWS eine Cloud für den CIA bauen soll, herhalten. Schließlich sollte man schon stutzig werden, wenn ein Marktführer mit einem Geheimdienst zusammenarbeitet – wie wir mittlerweile alle feststellen durften… Den Grund für „(weniger) Abhängigkeit“ habe ich aus dem Zeit-Artikel „Das autarke Dorf„, der im selben Zeitraum erschienen ist und bei dem es darum geht, dass ein kleines Dorf in Brandenburg sich unabhängig von den Energiekonzernen gemacht hat und dort sogar ein eigenes Stromnetz besitzt. Cloud Computing = Utility Computing = Stromnetz…

Maximale Zentralität hin zur Semi-Dezentralität

Allein auf Grund dieser drei Treiber, plus den aktuellen Diskussionen, sehe ich ein wachsendes Potential für die Community Cloud, die derzeit noch keine große Verbreitung hat. In diesem Zusammenhang sehe ich zudem einen Wechsel von einer zurzeit stark ausgeprägten Zentralität zu einer Semi-Dezentralität.

Die meisten Unternehmen und Organisationen sehen in der Public Cloud einen großen Vorteil und wollen in ihren Genuss kommen, um Kosten zu reduzieren, ihre IT zu konsolidieren und gleichermaßen mehr Skalierbarkeit und Flexibilität erhalten. Auf der anderen Seite sind Zukunftssicherheit, Vertrauen, Abhängigkeit und Kontrolle wichtige Artefakte, die niemand gerne aufgeben möchte.

Die Community Cloud ist der Mittelweg, um beides zu erreichen. Zukunftssicherheit, Vertrauen, Abhängigkeit und Kontrolle durch den Einfluss, was in der Community Cloud passiert und die Vorteile einer Public Cloud, durch das Partizipieren von einer echten Cloud Infrastruktur.

Tipp: Hosted Community Cloud

Es stehen mittlerweile einige Lösungen bereit, die als Basis für die eigene professionelle (Community) Cloud genutzt werden können. Dabei sollte man jedoch immer ein Auge auf die grundlegende Infrastruktur richten, die das Rückgrat der gesamten Cloud bildet. In diesem Zusammenhang darf man allerdings auch nicht den Aufwand unterschätzen, den es bedeutet, eine professionelle Cloud-Umgebung aufzubauen, ordnungsgemäß zu betreiben und zu warten. Weiterhin sind die Kosten für die notwendigen physikalischen Ressourcen zu kalkulieren.

Aus diesem Grund macht es für viele kleinere und mittlere Unternehmen, aber auch Bürogemeinschaften, Co-Working Spaces oder regelmäßige Projektpartnerschaften Sinn, den Community Cloud Gedanken in Betracht zu ziehen, um in den Genuss der Public Cloud (Shared Umgebung) zu kommen aber weiterhin Einfluss auf die Zukunftssicherheit, das Vertrauen, die Abhängigkeit und Kontrolle der Umgebung zu haben und Kostenvorteile u.a. durch Ressourcenallokation zu erzielen. Hierzu sollte man sich zudem überlegen, ein Team aufzubauen, dass sich exklusiv um den Aufbau, Betrieb, die Administration und Wartung der Community Cloud kümmert. Vergleiche dazu das ENX-Netzwerk. Dafür ist kein eigenes Rechenzentrum oder eine Co-Location erforderlich. Ein IaaS-Anbieter kann dazu als ideale Basis für eine Hosted Community Cloud dienen.

Von Rene Buest

Rene Buest is Gartner Analyst covering Infrastructure Services & Digital Operations. Prior to that he was Director of Technology Research at Arago, Senior Analyst and Cloud Practice Lead at Crisp Research, Principal Analyst at New Age Disruption and member of the worldwide Gigaom Research Analyst Network. Rene is considered as top cloud computing analyst in Germany and one of the worldwide top analysts in this area. In addition, he is one of the world’s top cloud computing influencers and belongs to the top 100 cloud computing experts on Twitter and Google+. Since the mid-90s he is focused on the strategic use of information technology in businesses and the IT impact on our society as well as disruptive technologies.

Rene Buest is the author of numerous professional technology articles. He regularly writes for well-known IT publications like Computerwoche, CIO Magazin, LANline as well as Silicon.de and is cited in German and international media – including New York Times, Forbes Magazin, Handelsblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wirtschaftswoche, Computerwoche, CIO, Manager Magazin and Harvard Business Manager. Furthermore Rene Buest is speaker and participant of experts rounds. He is founder of CloudUser.de and writes about cloud computing, IT infrastructure, technologies, management and strategies. He holds a diploma in computer engineering from the Hochschule Bremen (Dipl.-Informatiker (FH)) as well as a M.Sc. in IT-Management and Information Systems from the FHDW Paderborn.